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Für Tausende österreichische Pilger war seine Herzlichkeit sprichwörtlich: Wer Kurienerzbischof Alois Wagner in Rom erlebte, beim Gottesdienst in Santa Maria in Trastevere, in der nahe gelegenen Trattoria "Sora Emma" oder in den Vatikanischen Museen, deren Türen ihm die Schweizergardisten wie einem persönlichen Freund öffneten, verließ die Ewige Stadt mit dem Bild einer freudebringenden Kirche, die "unser Mann in Rom" verkörperte.

Wagner wurde 1924 in eine oberösterreichische Kleinbauernfamilie hineingeboren. Er studierte bis 1955 in Rom und wurde dort 1952 zum Priester geweiht. Zurückgekehrt war er unter anderem Seelsorger der Katholischen Landjugend und und Professor für Pastoraltheologie. Seit 1969 Linzer Weihbischof, war Wagner für die Durchführung der Linzer Diözesansynode 1970-72 verantwortlich. 1973 berief ihn Bischof Franz Zauner zum Generalvikar. Wagner war auch Pressesprecher der Österreichischen Bischofskonferenz und als "Entwicklungshilfebischof" entscheidend am Aufbau der Entwicklungshilfeaktivitäten der österreichischen Kirche beteiligt.

1981 ernannte Papst Johannes Paul II. den Linzer Weihbischof zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Entwicklungshilfe-Rates "Cor Unum" in Rom, 1992 wurde Wagner zum Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhles bei den UN-Organisationen in Rom ansässigen bestellt und zum Erzbischof ernannt, 1999 kehrte er nach Oberösterreich zurück.

Der Bauernsohn aus Oberösterreich ging zeitlebens kontaktfreudig auf alle Menschen zu und vermittelte ebenso unaufdringlich wie einprägsam, worum es beim christlichen Glauben geht. Vielleicht war seine Sprache weniger geschliffen als die anderer vatikanischer Diplomaten, aber sie war immer ehrlich, direkt und unmissverständlich. Manchmal war sie auch ohne Rücksicht auf eigene Nachteile.

Sein Handeln und Reden ermutigte Christen zur Mitgestaltung der Gesellschaft. In seiner Kritik gebrauchte er starke Worte: So prangerte er die "liberalistischen und kapitalistischen Strukturen der nur dem Namen nach freien Marktwirtschaft" an und betonte Recht und Pflicht der Entwicklungshilfe-Organisationen, sich "gegen den Wahnsinn der Aufrüstung in den von Hunger geplagten Ländern und gegen jene zu stellen, die Waffen liefern und sie kaufen". Seine daraus folgende Kritik an österreichischen Waffenlieferungen in die Dritte Welt könnte dem Kritiker auch die Nachfolge auf den Bischofssitz in Linz versperrt haben ...

In der Kirche setzte Wagner auf eine Erneuerung im Geist des Konzils. Er trat für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Rom und den Ortskirchen ein und warnte vor "Hintermännern, die Falschmeldungen nach Rom" trügen. Herrschaftsgehabe, Kritikverbot und Drohbotschaften in der Kirche waren seine Sache nicht. "Nur eine dienende Kirche ist auch selbst glaubwürdig", war seine Überzeugung.

Am 26. Februar ist Alois Wagner einem Krebsleiden erlegen.

Helmut Ornauer, ofri

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