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„Hilfs”-Bischof für St. Pölten

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Am 4. Juli hat die Diözese St. Pölten einen neuen Weihbischof bekommen. Neuerdings nennt man einen solchen auch „Auxi-liar” - das heißt Hilfsbischof. Wird Fasching die notwendige Hilfe bringen können?

Bei der Weihe galt das Interesse der Medienleute vor allem dem weihenden Diözesanbischof, der Applaus aber dem neuen Weihbischof und den Altbischöfen König, Zak und Stöger. Mehrere Teile der Ansprache des Neugeweihten wurden stark akklamiert:

Er dankte Altbischof Zak für das ihm geschenkte Vertrauen. Gemeinsam mit ihm hat er ja das kirchliche Leben in der Diözese geprägt. Der neue Weihbischof setzt also eindeutig auf Kontinuität. Und alle verstanden, daß er damit das „unbedachte Wort von der katastrophalen Situation der Diözese”, wie es unlängst aus der Nähe Bischof Krenns kam, entschieden zurückweisen wollte. Der Applaus war eine längst fällige Rechtfertigung für die Ära Zak.

Fasching bekannte sich überzeugend zum II. Vatikanischen Konzil. Er zitierte den Papst, der das Konzil als Geschenk des Heiligen Geistes bezeichnete. Der neue Weihbischof fügte schlicht dazu: „Diesen vom Konzil gewiesenen Weg will ich zielstrebig verfolgen.” Was wie selbstverständlich klingt, löste dennoch großen Beifall aus.

War doch erst kürzlich in einer deutschen Zeitung ein Interview mit Bischof Krenn publiziert worden, das viele als Kritik am

Konzil verstanden. Schließlich rief der neue Weihbischof zum Dialog auf: „Gehen wir aufeinander zu.” Das hörten viele mit Genugtuung, schienen ja bis jetzt die Voraussetzungen für einen angstfreien Dialog gerade in dieser Diözese zu fehlen.

Was Fasching sagte, war glaubwürdig. Es entspricht seinem Charakter und seiner Linie. Was er sich vornimmt, erwartet auch der Papst von ihm. Der Apostolische Nuntius hat bei Bekanntgabe der Ernennung ausdrücklich gemahnt, sich für die Einheit einzusetzen, für eine bereichernde Communio und eine wirksame Zusammenarbeit zum Aufbau der Kirche. Spricht also nicht ohnehin viel dafür, daß er Hilfe bringen kann?

Die Hoffnungen sind dennoch gedämpft. Ein Weihbischof ist „Auxiliar” des Diözesanbischofs und hat selbst nur wenig Spielraum. Er kann nur soweit helfen, als es der Diözesanbischof will und zuläßt. In der Weihehomilie hat dieser von Versöhnung gesprochen, von Demut, gegenseitiger Ehrfurcht, von Barmherzigkeit und daß es in der Kirche „viele Möglichkeiten freier Gestaltung gibt”.

Wurden damit neue Wege eröffnet? Heißt das nicht, daß der neue Weihbischof nun alle Unterstützung „von oben” erwarten darf, wo er solche Wege beschreiten will? Bischof Krenn hat sich einen „Hilfs”-Bischof vom Papst erbeten. Um „der Menschen wegen” möge er ihn nun möglichst frei und selbständig helfen lassen!

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