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Exzellenz ist 80

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Es ist der Anlaß, der zur Erinnerung einlädt. Wann habe ich Bischof Stefan Läszlö, der heute, 25. Februar, sein 80. Lebensjahr vollendet, zum ersten Mal „registriert”? Es muß so Ende der fünfziger Jahre gewesen sein. Der damalige Apostolische Administrator des Burgenlandes, eine für die panonnische Gegend typische „Mischung” aus einer kroatischen Mutter und einem ungarischen Vater, hat meine Heimatgemeinde, Deutschkreutz im mittleren Burgenland, hart an der ungarischen Grenze gelegen, die damals einige Jahre schon mit Stacheldraht und Minen „gesichert” war, visitiert. Da war ein Besuch beim Oberlehrer und Organisten der Ortskirche nur natürlich.

Wir Kinder knieten mit der ganzen Familie im Kreis, als Exzellenz den Segen erteilte. Wie aus einer fernen Welt schien uns diese Begegnung. Der Bedeutung dieses Ereignisses waren wir uns noch lange bewußt. Dem Knabenseminaristen in Mattersburg war der erste Oberhirte der 1960 geschaffenen Diözese Eisenstadt eine Persönlichkeit, die Festlichkeit und Abwechslung in den grauen Gymnasialalltag brachte.

Das Zweite Vatikanische Konzil, für dessen Gelingen wir Seminaristen zu Gebetsstürmen aufgerufen waren, brachte in unserer Sichtweise auch den Abschied von den kirchlichen Exzellenzen. Als Maturanten und spätere Theologen im burgenländischen Priesterseminar in der Habsburgergasse . in Wien war es uns ein Bedürfnis, Stefan Läszlö mit „Herr Bischof anzusprechen, das aber nie so richtig ungekünstelt über die Lippen wollte. Läszlö ist -das wird jeder Burgenländer bestätigen - „die Exzellenz”.

Diese Anerkennung, die ihm seine Burgenländer entgegenbringen, hieß nie Abgehobenheit von den Leuten. Läszlö wußte immer das richtige, volkstümliche Wort zum rechten Zeitpunkt - auch im Umgang mit der politischen Macht des jüngsten Bundeslandes Österreichs. Der erste Bischof von Eisenstadt konnte zu gewissen Zeiterscheinungen schmunzeln. Ein Foto ging seinerzeit durch die Redaktionen: Der Eisenstädter Bischof bei einer Prozession - offenbar irgendwo im burgenländischen Seewinkel -, am Wegrand im Sand zwei beleibtere Damen im Bikini, Läszlö bleibt stehen und droht lachend mit dem Zeigefinger. Läszlö konnte mahnen, warnen, aufmuntern, motivieren. Wir haben uns oft gefragt, wer spricht eigentlich dem Bischof gut zu, hat er Freunde?

Kontakte mit der Welt

Die Burgenländer - ein eigener Schlag nach den Worten des Bischofs - mögen ihn. Läszlö hat dem belächelten Bundesland, es steht in der Witzewelt irgendwie auf derOstfriesenebe-ne, viel Selbstbewußtsein gegeben. Nicht zuletzt dadurch, daß er ganz selbstverständlich enge Kontakte zu anderen Diözesen in aller Welt pflegte.

Die Feier des 80. Geburtstages von Stefan Läszlö fällt unmittelbar in die Zeit, nachdem ein von ihm gewünschter Nachfolger, Paul Iby, die Leitung der Diözese übernommen hat. Der achtziger: Anlaß zur Erinnerung. Gleichzeitig zur Verwunderung: Läszlö ist nicht mehr Bischof von

Eisenstadt. Eine Institution ist abgetreten. Der Eisenstädter Altbischof war perspektivisch angelegt, mit ihm verband man keine nostalgische Rückschau, sondern Vorschau.

Der Papst ist sein Freund, das hat Läszlö nicht nur 1988am Flugfeld in seiner kroatisch-sprachigen Heimatgemeinde Trausdorf bei Eisenstadt bewiesen. Die Begegnung von Burgenländern, Ungarn, Kroaten, Slowaken und Roma mit Johannes Paul II. hob ein wenig den damals noch heruntergelas'senen Eisernen Vorhang zu Osteuropa. Der Referent der Osterreichischen Bischofskonferenz für den Medienbereich ist ein exzellenter Selbstdarsteller. Unzählige Begegnungen mit dem bunten Volk der Journalisten zeugen davon, kaum einer schied unbeeindruckt von Läszlö.

Er hat der Diözese Eisenstadt, der Kirche Österreichs, uns, die ihn persönlich kennen, seinen Stempel aufgedrückt. Exzellenz ist 80. Was plant er jetzt?

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