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Hirtenstab im Sturm

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Wenn sich zum goldenen Priester Jubiläum von Erzbischof Dr. Andreas Rohracher der Bischof von Gurk mit einer Würdigung des Gefeierten an die Leser der „Furche“ wendet, so darf er sich dazu in mehrfacher Hinsicht als legitimiert betrachten. Von der Metropole Salzburg hat ja Kärnten nach der Völkerwanderung zuerst das Licht des Glaubens empfangen, als der im Dom zu Maria Saal verehrte heilige Chorbischof Modestus, gesandt vom heiligen Virgilius, in Karantanien die Frohbotschaft Christi verkündete. Die Diözese Gurk bekennt sich dankbar als die älteste Tochter Salzburgs in Österreich. 1072 wurde der erste Bischof von Gurk durch den Erzbischof Gebhard ernannt und geweiht. Wiederholt im Laufe der Jahrhunderte waren die Gurker Bischöfe die Verwalter des Salzburger Diözesangebietes in Kärnten.

In besonderer Weise fühlt sich Kärnten mit dem derzeitigen Erzbischof von Salzburg verbunden. Der hohe Jubilar, in Lienz in Osttirol geboren, hatte zwar seine Gymnasialstudien in Brixen absolviert, war aber durch einen priesterlichen Freund, den kürzlich verstorbenen Propst des Klagenfurter Kathedralkapitels, für die an Priestermangel leidende Diözese Gurk gewonnen worden. Nach Absolvierung der theologischen Studien in Klagenfurt erteilte ihm der damalige Fürstbischof und heutige Erzbischof Dr. Adam Hefter am 25. Mai 1915 die heilige Priesterweihe. Der große Gnadentag war umdüstert durch die Kriegserklärung Italiens an Österreich, wodurch Kärnten engeres Kriegsgebiet wurde. Fürstbischof Dr. Hefter erkannte die Fähigkeiten des jungen Priesters Doktor Rihracher und sandte ihn nach drei glücklichen Kaplahsjahren in Spittal an der Drau zu weiteren Studien auf die Universitäten Innsbruck, Wien und Rom, die gekrönt wurden durch die Doktorate der Theologie, beider Rechte sowie des kanonischen und römischen Rechtes. Bei aller wissenschaftlichen Arbeit

blieb Dr. Rohracher stets der priesterliche Mensch und eifrige Seelsorger.

Es war fast selbstverständlich, daß der Bischof den so gut für größere Aufgaben Vorgebildeten mit wichtigen Ämtern in der Diözesanleitung betraute. So ernannte er ihn

1919 zum Subregens des Klagenfurter Priesterseminars, bald nach Abschluß der juridischen Studien zum Ordinariatskanzler, 1931 zum Domkapitular und Regens des Priesterseminars, dessen Studiendirektor er schon vorher geworden war.

Als sich Fürstbischof Dr. Adam Hefter wegen seiner Kränklichkeit vom Heiligen

Vater einen Weihbischof erbat, fiel die Wahl auf Regens Dr. Rohracher. Am 15. Oktober 1933 legte ihm Dr. Hefter die Hände zur Bischofskonsekration auf.

Eine Fülle von Arbeit wartete auf den neuen Weihbischof. Neben seiner treuen

Sorge um die Theologen des Seminars lag auf seinen Schultern wegen des hohen Alters des damaligen Generalvikars Schmutzer die Hauptlast der Ordinariatsaigenden. Weil Fürstbischof Hefter nicht mehr allein die bischöflichen Visitationen bewältigen konnte, war der Weihbischof viel auf apostolischen Wanderfahrten unterwegs. Welche fast über-

menschliche Leistungen er in diesen Jahren vollbrachte, dessen durfte ich als damaliger bischöflicher Sekretär Zeuge sein. 1932 war auch der Bau des neuen Priesterseminars in Klagenfurt zu vollenden, und bald zeichneten sich die Schatten der kommenden schweren Jahre ab, die für den Bischof eine drückende Bürde von Sorgen und Arbeiten brachten.

Im Jahre 1938 ernannte Fürstbischof Hefter seinen Weihbischof zum Generalvikar, und schon ein Jahr darauf mußte unser verehrter Jubilar nach der wegen dauernder Kränklichkeit erfolgten freiwilligen Resignation seines Diözesanbischofs in härtester Zeit die Leitung der Kirche von Gurk als Kapitularvikar übernehmen. Es war ein wenig ermunterndes Bild, das sich dem Bischof damals bot. Gleichsam über Nacht war zerstört worden, was in jahrzehntelanger Mühe aufgebaut worden war. Die Rechte der Kirche wurden mit Füßen getreten.

In diesen traurigen Jahren erwies sich Kapitelvikar Dr. Rohracher aber auch als wahrer Bischof, als treuer Hüter seiner Herde, zuerst zusammen mit Fürstbischof Dr. Hefter, der trotz seiner Kränklichkeit mutig zu retten versuchte, was noch zu retten war. Was ich schon früher einmal bei einem festlichen Anlaß von der bischöflichen Tätigkeit des Jubilars sagte, möchte ich hier für die Leser der „Furche“ im wesentlichen wiederholen: Der Gurker Klerus war dankbar, wenn der Hochwürdigste Herr Kapitelvikar die auf einsamen Posten stehenden Seelsorger in Konferenzen und durch persönliche Besuche tröstete und ermutigte, wenn er selbst in der Klagenfurter Residenz die monatlichen Rekollektionsvor-träge hielt; Priester und Volk fühlten sich wieder neu gestärkt, wenn der Bischof mit mannhaften Worten auf der Kanzel der Domkirche und auf seinen apostolischen Reisen durch die Diözese die ewigen Wahrheiten verkündete und für die Rechte Gottes und der Kirche eintrat. Ich kann mich als damaliger Seelsorger an der Dompfarre noch gut erinnern, wie wir öfters um unsern Bischof bangten, wenn er so mutig sprach; wir wußten ja, daß in der Kirche Aufpasser auf jedes seiner Worte Obacht gaben.

Gewissenhaft nahm es der Jubilar mit dem

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