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Das Klima ist verändert

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Der Diözesantag in Villach wollte eine Station sein auf dem Wege vom Zweiten Vatikanischen Konzil über die Diözesan-synode 1971/72 bis hin zum Katholikentag im September 1983.

Auffällig ist die Klimaveränderung in der Kirche Kärntens besonders in der Volksgruppenfrage. Mit dem Synoden-Dekret „Das Zusammenleben der Deutsehen und der Slowenen in der Kirche Kärntens" ist ein Durchbruch gelungen: das Verhältnis ist nicht konfliktfrei, aber doch offener und konzilianter geworden. Bei großen diözesanen Veranstaltungen ist Slowenisch selbstverständlich auch liturgische Sprache. Daß das Tun der Kirche die Gesellschaft doch auch beeinflußt, zeigt sich beispielsweise daran, daß in letzter Zeit selbst Landeshauptmann Leopold Wagner bei offiziellen Anlässen im gemischtsprachigen Gebiet in seine Reden einige slowenische Worte einfließen läßt.

Um den im September 1983 stattfindenden österreichischen Katholikentag vorzubereiten, und zu einem Anliegen aller Katholiken im Lande zu machen, hatte der Kärntner Diözesanrat die Veranstaltung des Diözesan-tages in Villach am 16. Oktober beschlossen. Da die Synode unter dem Motto „Kirche für die Welt" stattgefunden hatte, entschied man sich für „Kirche — Hoffnung für die Welt" („Cerkev — upanje za svet").

Da es nicht möglich erschien, innerhalb weniger Monate die Katholiken Kärntens für einen Katholikentag nach steirischem Modell zu mobilisieren, entschloß man sich, den Diözesantag als Delegiertentag zu veranstalten und dafür zu sorgen, daß wirklich jede Pfarre und jede kirchliche Gemeinschaft und apostolische Gruppe 3 — 5 Vertreter entsandte, also etwa 1.200 Teilnehmer.

Der Diözesantag sollte nicht zu einer der üblichen katholischen Veranstaltungen, werden, nicht ein Tag langer Monologe einzelner, die Teilnehmer sollten vor allem die Möglichkeit haben, miteinander ins Gespräch, in Kontakt zu kommen, Gemeinschaft und Begegnung zu erfahren, und mit mehr Freude, Hoffnung und größerer Begeisterung heimzufahren. Sie sollten Impulse mitnehmen für die Erneuerung der Pfärrgemeinden und Gruppen.

Dem entsprach das Konzept des Tagesablaufes: Gemeinsam hören (Referat des Bischofs) — miteinander reden (Gesprächsforen) — einander begegnen und gemeinsam etwas unternehmen (kulturelles Programm) — miteinander beten (gemeinsame Eucharistiefeier mit Sendung durch den Oberhirten).

Das sehr reichhaltige kulturelle Programm bot Möglichkeit zur Begegnung, es gab zwei Buchausstellungen (deutsch und slowenisch), eine Pfarrblattausstellung, eine Ausstellung der Villa-cher Religionslehrer und des Religionspädagogischen Instituts in Klagenfurt über den Religionsunterricht, Handarbeiten der Dorfgemeinschaft Deutsch Griffen (um aufzuzeigen, wie Freizeit sinnvoll genützt werden könnte), eine Fotoausstellung zum Thema „Hoffnung", eine Bibelausstellung, ein Literatur-Cafe, Villa-cher Mittelschüler luden zum „Spiel von Frieden" (eine Produktion in Zusammenarbeit mit der Studiobühne Villach), die Band „Leviticus" spielte auf, las Texte zu „Leben und Tod" und einzelne legten ihr Glaubenszeugnis ab. Daneben gab es ein offenes Singen (alte und neue Lieder zu Bibeltexten) und ein Chorsingen als Probe für den Schlußgottesdienst.

In der Stadthauptpfarrkirche St. Jakob wurde eine fachmännische Führung durch die Geschichte Villachs und Kärntens angeboten, zu einer Kurzwallfahrt in das sechs Kilometer entfernte Maria Gail wurde eingeladen. Der Dritte-Welt-Laden hielt den ganzen Tag offen.

Die Krypta von St. Nikolai war als Ort der Stille angeboten, die Beichtgelegenheit bei den Franziskaner-Patres war sehr gefragt.

Es war ein Fest der Gemeinschaft und der Begegnung, bei dem sich zeigte, daß Pfarrgemeinderäte und Mitarbeiter in der Seelsorge sich innerlich verbunden wissen.

Dieser Tag war eine Wegmarke des Glaubens, er führte einen Schritt weiter; und die Zahl der Teilnehmer wäre um vieles größer gewesen, hätte man sich nicht nur auf Delegierte beschränkt.

In dieser Stimmung der Freude genügte oft ein liebes, anerkennendes und aufmunterndes Wort, um Begeisterung zu entfachen — das sollten sich vor allem die Priester merken!

Entscheidender wird natürlich sein, wie dieser Tag bei den Delegierten nachwirkt, wieweit die Umsetzung in den Pfarren, Gruppen und Gemeinschaften gelingt.

Der Autor ist Dechant von Villach-Stadt und Religionsprofessor an der Höheren Technischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt.

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