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Bischof Iby, ein Mann fürs Volk

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Gewöhnlich überreicht man einem Geburtstagskind ein Geschenk. Bischof Paul Iby, der „Mann aus dem Volk.”, wie er sich vor zwei Jahren anläßlich seiner Bischofsweihe bezeichnet hat, hätte dieses Geschenk wohl verdient. Da werden mir nicht nur die Burgenländer, die den Sechziger ihres Bischofs feiern, zustimmen, sondern auch viele Katholiken aus anderen österreichischen Diözesen, die den gebürtigen Raidinger (aus dem mittelburgenländischen Ort stammt auch Franz Liszt) als Bischof der Offenheit kennen- und liebengelernt haben.

Diesmal verhält es sich so, daß uns das Geburtstagskind ein Geschenk gemacht hat: Ich denke da an die klaren Worte, die der Eisenstädter Oberhirte bei einer Art Jugendhearing im Landhaus der burgenländischen Landeshauptstadt am Wochenende zu brisanten, innerkirchlich diskutierten Themen fand. Dürfen Frauen in der Kirche auch ein Amt haben - als Diakonissinnen oder gar Priesterinnen? Iby bekommt nicht das Ohrensausen, wenn er mit solchen Anfragen konfrontiert wird. Was ist die Wahrheit bei den Problemfeldern Empfängnisverhütung und Wiederheirat von Geschiedenen? Die Ideale schärft Iby ein, daran ist nicht zu rütteln; doch weiß er um die Verfassung des Menschen. Ihm geht es darum, dem suchenden, irrenden, verlorenen, orientierungslosen Menschen nachzugehen.

Mit dieser Haltung ist aber viel Arbeit verbunden, die sicherlich nicht immer gelingt: so viele Menschen wollen etwas von ihm, so viele Standpunkte und Meinungen. Wo hört ein Bischof hin, wem glaubt er, wie soll er alles einordnen? Neben „Alles in Liebe” ist „Non recuso laborem” (Ich weise die mir gestellte Aufgabe nicht zurück), jene von St. Martin überlieferte Einstellung, sein Motto.

Mit dem Geschenk, das er uns gemacht hat, Themen offen auszusprechen und in Liebe zu diskutieren, wird Iby immer mehr zu einem „Mann im Volk” und „für das Volk”. Daß ihm diese Haltung nicht ausgetrieben wird, das ist ihm wahrlich zu wünschen.

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