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Zirkus als Gleichnis

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„Wie modern ist Alfred Adler?“ Diese eher rhetorische Frage stellte der bekannte Wiener Individualpsychologe Professor Erwin Ringel anläßlich eines Vortrages in der Osterreichischen Gesellschaft für Literatur im Palais Palffy.

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„Wie modern ist Alfred Adler?“ Diese eher rhetorische Frage stellte der bekannte Wiener Individualpsychologe Professor Erwin Ringel anläßlich eines Vortrages in der Osterreichischen Gesellschaft für Literatur im Palais Palffy.

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In Berlin wurde nach 1910 „Peer Gynt“ gleichzeitig an drei Bühnen in drei verschiedenen Ubersetzungen gespielt. In Wien führen derzeit zwei Bühnen die Zirkusvorstellung „August, August, August“ von Pavel Ko-hout in der gleichen Ubersetzung vor. Die Tribüne spielt das Stück, das sich gewiß nicht mit Ibsens Bühnenwerk messen kann, seit mehr als drei Monaten, das Volkstheater bietet es nun in den Außenbezirksvorstellungen. Was spricht dafür? Zunächst sind das zwei völlig verschiedene Publikumskreise. Vor allem aber ist es wünschenswert, den von den Behörden seines Heimatlandes seit Jahren drangsalierten Kohout durch Aufführungen in seinem Ansehen zu stärken. Erst vor ein paar Tagen wurde er bei einem Ball von Geheimpolizisten niedergeschlagen.

Kohout hat vor sieben Jahren dagegen protestiert, daß sein Zirkusstück eine antisowjetische Tendenz habe. Das hat es nicht, aber eine antiautoritäre. Die Manege bietet merkbar ein Abbild des Lebens in einem Diktaturstaat, der dumme August, der Direktor werden will, um die Lipizzaner vorzuführen, wird zum Sinnbild des gutgläubigen Volkes, dessen Hoffnung die Mächtigen abwürgen. Der Direktor läßt auf ihn und seine Familie einen Tiger los. Das Stück besteht zum größten Teil aus circensischem Klamauk, es lebt von seiner Tendenz, die für weite Teile der Erde immer wieder erneut Bedeutung hat.

In der Aufführung des Volkstheaters kommt gegenüber jener der Tribüne das Zirkusmäßige besonders gut heraus. Da treten außer den Darstellern zwei Jongleure und ein Zauberer auf, der sich auch als Messerwerfer mit zwei Damen an der Zielscheibe betätigt. Unter der Regie von Max Pfeiler spielen Klaus Rott als August, Doris Weiner als seine kleine Frau und Felix Hassler als Sohn, sowie Carlo Böhm als Bumbul das Clownhafte so recht aus. Adolf Lukan ist ein kühl autoritativer Zirkusdirektor, Alfred Rupprecht ein devoter Stallmeister. ,

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