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Eingriffe erlaubt?

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Die Frage, wann ein Regisseur Eingriffe in ein Bühnenwerk vornehmen darf, ist wieder aktuell. Es wird darüber noch anläßlich der kommenden „Fausf'-Inszenierung im Burgtheater zu sprechen sein. Vorerst ein anderer Anlaß: Georg Büchners Fragment „Woyzeck“, das derzeit im Theater am Belvedere zu sehen ist. Dieses Fragment, das erst 1913 in München uraufgeführt wurde, gibt es in verschiedenen Fassungen. Was der dreiundzwanzigjährige Autor hinterließ, sind oft nur hingekritzelte Entwürfe auf Bogen, die er nicht paginiert hat. So existieren gegenüber der meist gespielten Anordnung noch Szenen im Umfang von 19 Druckseiten, die da nicht verwendet wurden. Das bietet Möglichkeiten. — Nun hat Irimbert Ganser für die Aufführung im Theater am Belvedere eine eigene Fassung geschaffen, bei der er zwei Gestalten, den Budenbesitzer und seine Frau, als clowneske Zirkusgestalten gleich in der Anfangsszene einsetzt und die beiden dann immer wieder auftreten läßt. Mit anderen Änderungen gegenüber der gebräuchlichen Spielform wird die Szenenfolge aus der Realitätsbezogenheit in den Bereich einer Schaubudenbearbeitung, der Vorführung einer Moritat, gerückt. Der menschliche Gehalt, der politische Akzent treten dagegen etwas zurück. Unter Gansers Regie fügen sich Franz Resch als Woyzeck, Erika Santner als Marie und die übrigen Mitwirkenden diesem Konzept ein. Mit einfachen Mitteln schuf Bert Bren das mehrteilige Bühnenbild.

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