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Wirklich nie zu alt?

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Sehr im Gegensatz zu unseren heutigen Autoren haben frühere Dramatiker oft eine enorme Zahl von Stük-ken geschrieben. So stammen von August von Kotzebue, der in Weimar zur Welt kam, Staatsrat in Petersburg wurde und dort das deutsche Theater leitete, 219 Stücke. 87 spielte Goethe, der ihn schätzte, als Theaterdirektor in Weimar, 114 wurden im Burgtheater aufgeführt. Kotzebue war eineinhalb Jahrhunderte hindurch der meistgespielte Autor im deutschen Sprachbereich.

Auch heute noch ist das Lustspiel „Die beiden Klingsberg“, das derzeit im Theater in der Josefstadt zu sehen ist, spielenswert. Es heißt da, um zu lieben, sei man nie zu alt Lieben? Was man so „heben“ nennt. Jedenfalls kommen sich der alte und der junge Graf bei den Weiblichkeiten gegenseitig ins Gehege, wobei der alte dauernd Abfuhren erleidet und der junge sich ernstlich verhebt. Allerdings ist die arme Näherin dann doch eine Adelige. Ansonsten geschickter Wandel der Situationen. Der besondere Reiz des in Wien anno 1806 spielenden Stücks besteht im Zeitkolorit, in der Charakterisierung dieser Stadt, im Hereinspielen von Schicksalen aus den damaligen kriegerischen Zeiten, die Ebenen des Privaten und des politisch Bedingten diffundieren. Bezüge zu heute ergeben sich.

Den verschiedenen Aspekten des Lustspiels wird Regisseur Rudolf Steinboeck nobel gerecht. Erik und Thomas Frey, Vater und Sohn, spielen Vater und Sohn Khngsberg. Dabei erweist Erik Frey Haltung, wenn seine Würde etwas angekratzt wird, Thomas Frey hat die Frische der Jugend. Es beeindrucken Vilma Degischer als ruhig überlegene Schwester des alten, Grete Zimmer als zungengewandte Zimmervermieterin, Cornelia Kündigen als schwäbelndes Kammermädchen. Marianne Nentwich und Birgit Doli sind die vor allem Begehrten, Fritz von Friedl bewährt sich in einer wichtigen Rolle, weiters sind Rudolf Rösner und Fritz Schmiedel eingesetzt, Fritz Butz entwarf die nett anspruchslosen Bühnenbüder, Leo Bei die der Zeit entsprechenden Kostüme.

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