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Zuschauer als „Zeugen“

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Das Mitspiel „Scherenschnitte“ von Paul Partner wurde an zwei Wiener Kleinbühnen aufgeführt. Nun ist im Ateliertheater sein Kriminalstück „Polizeistunde“ zu sehen, das ein erheblich erweitertes „Mitspielen“ des Publikums ermöglicht. In der Wirtschaft „Zum Treff“ wird nach der Sperrstunde Geburtstag gefeiert. Der Gefeierte ist der Liebhaber seiner Schwägerin, der Wirtin, einer ehemaligen Schauspielerin, seine Frau liegt krank im Oberstock, stirbt während dieser Zeit. Selbstmord oder Mord? Es gibt da noch Nichte und Neffe, allen vieren kann man den Mord zutrauen, Motive wären vorhanden.

Schon greifen die Zuschauer als „Zeugen“ ein, als ein Kriminalkommissar den Fall untersucht und wiederholen läßt, was sich bei der kleinen Feier begab. Wird etwas vertuscht? Steigern sich Verdachtsgründe? Bei der Verhaftung des vom Kommissar am stärksten Verdächtigten bürgen einzelne Zuschauer für dessen Unschuld, worauf die Festnahme vorläufig unterbleibt. Der Ausgang bleibt ungewiß. Leser eines Krimis mögen ebenfalls nach einer Lösung suchen, hier aber wird der Zuschauer ungleich mehr zu scharfer Beobachtung, zu scharfen Schlußfolgerungen stimuliert. Das reizt die Gehirnwindungen, macht Spaß. Peter Janisch führt überlegen Regie, spielt mit vollem Einsatz den Kommissar. Inge Rosenberg und Renate Kastelik, Gustaf Elger und Günther Tischler wirken glaubhaft als die vier Verdächtigten.

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