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Schwarz-weiße Freundschaft

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Die Nordamerikaner werden derzeit durch den Roman „Roots“ und seine TV-Verfilmung an die Verbrechen gemahnt, die ihre Vorfahren an den Schwarzen begangen haben. Deren Diffamierung wirkt immer noch weiter. Da ist es um so erstaunlicher, daß Mark Twain schon vor fast hundert Jahren einen Roman geschrieben hat, der im Rückblick auf 1834 die Freundschaft zwischen einem jungen Weißen und einem jungen Schwarzen sowie die gemeinsam bestandenen Abenteuer schildert: „Huckleberry Finn“. Hemingway erklärte, daß von diesem Buch die gesamte amerikanische Literatur abstamme, vorher und danach habe es nichts gleich Gutes gegeben.

Die Dramatisierung dieses Stoffes unter dem Titel „Mein Freund Huckleberry“, die der bundesdeutsche Autor Karlheinz Komm gemeinsam mit dem Landestheater Detmold geschaffen hat, wird derzeit vom Theater der Jugend im Renaissancetheater aufgeführt. Den jungen Huckleberry schlägt sein Vater, den jungen Negersklaven Jim will seine Herrin verkaufen, sie fliehen auf einem Floß, retten zwei Ertrinkende, die sich als Ganoven herausstellen, von denen der eine als fiktiver Wanderprediger mit Beihilfe des anderen Betrügereien zu begehen versucht, was Huck verhindert. Und Huck rettet seinen Freund vor dem Galgen, als er, unschuldig, kurzerhand wegen Mordes zum Tod verurteilt wird. Ein patenter Kerl, dieser Huck. Das imponiert auch heute. Und es begibt sich allerlei.

Ein „Spielleiter“ holt die Darsteller heran, führt die locker gereihten Begebnisse vor, spricht verbindende Worte, sorgt dafür, daß die lange blaue Stoffbahn, die den Fluß darstellt, sich dauernd in Wellen bewegt. Rudi Schippel macht das recht nett. Franz X. Schuck als Huck und Georg Mitten-drein als Jim wirken anspruchslos sympathisch. Toni Kern und Horst Eder sind als Ganoven unaufdringlich glaubhaft Friederike Dorff, Gerhard Mörtl und Franz Mössmer bewähren sich in ihren Rollen. Regisseur Edwin Zbonek führt den „Spielleiter“ und die Darsteller mit ruhiger Hand in dem von Roswitha Meisel weiß gehaltenen Bühnenraum.

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