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Der Bauer als Millionär

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Ionesco ist der Meinung, es sei nichts so schwer, wie für das Theater zu schreiben. Wolfi Bauer, wie er liebevoll von den Gazetten genannt wird, hat eine Methode entdeckt, es sich leicht zu machen. Da beteilige ich mich einfach an einem netten Spiel (Theater), erklärt er, da gibt's was zu gewinnen. Und er gewinnt erfreulich. Der Bauer als Millionär.

Also die Methode. Der eigene Umkreis genügt völlig, Freun-derln, weiblicher Anhang, Suff, Hasch uqd so weiter, was sich da begibt oder begeben könnte, ist schon das Stück. Die Schreiberei als nettes Spiel, es stimmt schon, funktioniert und ist fortsetzbar. Erfolg auf Erfolg. Der Bauer als Millionär. Fortsetzbar, aber nicht dauernd auf gleiche Art. Was tun? Antwort: neuestes Stück „Magnetküsse“, uraufgeführt im Akademietheater.

Methode? Man nimmt den gleichen Umkreis und setzt einen Schizophrenen hinein, tut als ob die Begebnisse auf der Bühne der Phantasie des Halbirren entsprungen seien, es muß aber nicht so sein, kann auch anders sein. Großartig! Da läßt sich kunterbunt hineinstopfen, was einem gerade so genußreich einfällt, Menschen mit halbem Bart, ein Vater als Baby im Steckkissen, Pistolengeknatter, Feuer aufs Dach gelegt.

Selber interpretieren? Da würde sich der lustvolle Stückeschreiber, von dem die Rede ist, nach eigenem Geständnis hoffnungslos verrennen. Fressen für die Kritiker, die sollen sich den Kopf zerbrechen, wozu sind sie denn da. Hauptsache, das nette Spiel funktioniert schon wieder. Der Bauer als Millionär. Ohne Zweifel, Thalia persönlich fühlt sich von W. B. magnetisch angezogen, drückt ihm Magnetküsse auf die Stirn. Der lustvolle Stückeschreiber aber erklärt, ob die Stücke gut oder schlecht werden, das sei ihm egal.

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