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Schade um den Einfall

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Jammer, Zank, Haß, Neid, unerfüllte Hoffnung, Erleiden von Unrecht, nicht zuletzt auch eine Fülle zermürbender Kleinigkeiten, das ist das Leben? Die Tochter Indras erfährt dies und kaum viel anderes auf ihrer Erdenfahrt in Strindbergs „Ein Traumspiel“, das vom Ensemble-Theater im Großen Saal des Konservatoriums der Stadt Wien aufgeführt wird.

Strindberg führt Klage über das Leben, das schwer auf den Menschen lastet, über unbegreifbare Voraussetzungen des Daseins, die immer wieder Leid bringen. Ein Einwand ergibt sich; Das Gewicht des im Stück gezeigten Unheils wiegt doch gering gegenüber dem unserer Zeit Dadurch ist die Wiedergabe, die immer schon schwierig war, noch schwieriger geworden.

Es muß daher gelingen, das seinerzeit völlig neue, schon an sich überaus beeindruckende visionäre Ineinander von Gegenwart und Vergangenheit von Erinnerung und Wiederholung - Manifestierung eines Bruchs in der bisherigen Dramaturgie - so bezwingend wie nur möglich zu gestalten, damit das Heute in uns nicht aufkommt. Da hatte man im Ensemble- Theater unter der Regie von Dieter Haspel einen sehr beachtlichen Ein-

fall. Der Bühnenbildner Hans Hoffer baute eine Metallwand auf, die bis zur Decke und zu den beiden Seiten reicht. Da sie teilweise oder zur Gänze geöffnet werden kann, wird im Raum vor und hinter ihr gespielt.

Die Gestalten haben nun durch die Spiegelung optische Doppelgänger, sie mögen sich in unserer Vorstellung sogar vervielfachen. Das Leid lastet nicht nur auf den auftretenden Gestalten. Die Spiegelwand dient somit durchaus der Idee des Stücks. Nur dürfte sich nicht auch Indras Tochter spiegeln. Sehen wie davon ab, könnte das letztlich geheimnisvoll Unwirkliche aller Wirklichkeit, wie es das Stück vermittelt, hier sehr eindrucksvoll spürbar werden, wenn sich die Teile der Spiegelwand scheinbar von selbst bewegen würden. Das ist aber nicht der Fall und vor allem knarren die Wandteile beim Verschieben unerträglich. Die Wirkung wird dadurch leider sehr stark beeinträchtigt.

Unter diesen Voraussetzungen wären erst recht Darsteller von starker innerer Kraft nötig. Zuviel verlangt? Robert Hunger-Bühler als Advokat, Alexander Goebel in mehreren Rollen, heben sich heraus. Dem Regisseur seien in der Szenenführung stückgerechte Einfälle attestiert.

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