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Hauptrolle Maximilian Schell

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Inszenierungen halten sich generell nicht länger als zwei bis drei Jahre. Große Ausnahme: Hofmannsthals „Jedermann“, dessen Inszenierung von Max Reinhardt aus dem Jahr 1922 durch Emst Haeusserman vor fünf Jahren wieder aufgenommen wurde und auch heuer zu sehen ist. Diesmal wurden von den neunzehn Rollen fünfzehn neu besetzt.

Ergreifend: Die Stimme des Herrn, vom Dom hoch oben zu hören, ist nun die Stimme eines Toten, von Ewald Baiser. Es wirkt beinahe sinnvoll. Maximilian Schell als Jedermann ist nicht die starke Persönlichkeit wie in den letzten Jahren Curd Jürgens, hat keine rauchige Stimme, spielt keinen rustikalen, aber einen lächelnd überlegenen Menschen, der sich, heftig aufbegehrend, nicht sogleich in sein Schicksal ergibt. Senta Berger bewährt sich wieder als Buhlschaft.

Frank Hoffmann entspricht als Guter Gesell durch seine hämmernde Sprechweise nicht ganz dieser Gestalt, Heidemarie Hatheyer glaubt man als Jedermanns Mutter kaum die Vorahnung, bald eine Sterbende zu sein. Der weißbärtige Erich Auer ist ein würdiger Armer Nachbar, Herwig Seeböck ein fast aggressiv aufbegehrender Schuldknecht, die Bitte aus tiefer Verzweiflung um Gnade für ihn überzeugt bei Martha Wallner als sein Weib.

Ernst Schröder ist ein triumphaler Mammon, einen rußig-fetzigen Teufel stellt Otto Schenk mit vehementem Behagen dar, eisig wirkt Rolf Boysen als Tod. Die Guten Werke von Sonja Sutter sind ganz Kraftlosigkeit, Schwäche. Joana Maria Gorvin als Glaube fehlt die tiefe, dem Transzendenten verbundene Innerlichkeit.

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