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Nichts Ordentliches gelernt

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Im Theater in der Josefstadt besteht die Absicht, ab der laufenden Spielzeit jedes Jahr einen Horväth zu spielen. Auftakt war eine einstündige Matinee unter dem Titel „Vorfälle im Leben des Ödön von Horväth”, eine Collage von Traugott Krischke, der die Werke Horväths mehrfach herausgegeben hat.

Darin werden aber nicht nur in Selbstaussagen Vorfälle aus seinem Leben berichtet, sondern auch markante Stellen aus Stücken und sonstigen Schriften zitiert, ergänzt durch Äußerungen von Zeitgenossen. Krischke enthält sich eigener Stellungnahmen. Er informiert mit Bekanntem und weniger Bekanntem.

Als Devise wirkt Horväths Feststellung, daß er nicht so sehr gegen oder für etwas sei, nur gegen und für zweierlei, gegen Dummheit und Lüge und für Vernunft und Aufrichtigkeit Seltsam, wie er zum Schreiben kam: Ein Bekannter hatte ihn sozusagen aus dem Blitzblauen heraus aufgefordert, eine Pantomime zu verfassen. Daß sie ein Mißerfolg wurde, schreckte Horväth nicht ab. Als er auf die große Bedeutung der kleinen Verbrechen aufmerksam gemacht wurde, entstand „Glaube, Liebe, Hoffnung” (1936 in der damaligen Wiener Kleinbühne am Schottenring uraufgeführt).

Poetisches ersteht, außer in den gelesenen Proben aus seinen Stücken, in einer Schilderung des nächtlichen Praters im Winter. Den Neunundzwanzigjährigen charakterisierte pointiert Anton Kuh. Verwundern mag, daß, als Horväth seine Eltern zwei Jahre vor seinem Tod das letzte Mal sah, der Vater dem Sohn vorhielt, keinen rechten Beruf ergriffen, nichts Ordentliches gelernt zu haben. Depressionen waren die Folge. Die Beschwerden der Emigration werden nur angedeutet, den unfaßbaren Tod auf den Champs Elysees durch den niederstürzenden Baum schildert Franz Werfel.

Unter der Regie von Rudolf Jusits und Gerhart Rindauer wurde der Text auf fünf einzeln an Tischen sitzende Schauspieler aufgeteilt. Sollte dies ein Kaffeehaus vortäuschen? Ludwig Hirsch und Michael Toost, Heinz Trix- ner, Eugen Stark und Rudolf Jusits sprachen die Texte. Mehrfach trat Krisle Stadler hervor, ihr waren Passagen aus den weiblichen Rollen anvertraut

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