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Es ist verdienstvoll, Meisterwerke wieder zur Diskussion zu stellen. Dieses Verdienst kann man der Aufführung des bürgerlichen Trauerspiels „Maria Magdalena“ von Friedrich Hebbel im Kleinen Theater im Konzerthaus keineswegs zubilligen, das Stück wurde in letzter Zeit in Köln, Frankfurt, Hamburg, Berlin gespielt. Nun folgt Wien.

Der Vorwurf dieses Trauerspiels von erheblicher literarhistorischer Bedeutung wirkt durch das Schicksal Klaras veraltet, das auslösende Erlebnis, die Hingabe des Mädchens an den gehaßten Ferdinand, ist unglaubwürdig, das wurde längst festgestellt. Trotz der Meisterschaft im ^zöienb^tM^esteigferfer; Dramatik packt dieses Schicksal nicht mehr. Großartige Charakteristik des starrsinnigen Vaters, des Meisters Anton? Zugegeben.

Aber mit seiner Rechtschaffenheit, seiner Moral, die vor allem von der Angst vor dem Urteil der Leute gestützt wird und mit der er seine Tochter in den Tod treibt, können wir nichts mehr anfangen. Und das Sprachliche? Es wirkt mitunter steif, spricht die Tischlerstochter, sind es oft Tiraden, die den Rotstift fordern. Keineswegs beantwortet Hebbel hier die Frage nach der Vergangenheit, die unsere Gegenwart bedingt, wie man nach der Premiere lesen konnte.

Versteckte Vorzüge müßte der Regisseur herausarbeiten, das gelingt Heribert Sasse in keiner Weise. Mi1. Stille, mit Dehnung der Pausen zwischen dem Gesprochenen allein ist nichts getan. Er läßt Andrea Nürnberger als Klara dauernd hohläugig vor sich' hinstarren. Frank Dietrich erspielt den Meister Anton in ständigem Gegensatz zu seinem eigenen Typ. Eine störende Spannung entsteht. Vom Typ her falsch besetzt is,. erst recht Helly Servi als Klaras Mutter. Glaubhaft wirken Ludwig Hirsch als Leonhard und Matthias Croy als Sekretär. Die Bühnenbilder entwarf Wolfgang Müller-Karbach, vorzüglich wirkend in ihrer Nüchternheit. Die Kritik der Wiedergabe war völlig antithetisch, vernichtender Beurteilung steht eine unbegreiflich hymnische gegenüber.

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