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Baby In der Reisetasche

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Übt eine Gesellschaft von Nichtstuern heute Anziehungskraft aus? Wenn die betreffenden Herrschaften merkbar viel Geld haben, sich vorteilhaft anziehen und kultiviert benehmen? Anziehungskraft aus Animosität gegen das Leistungsprinzip, gegen das Etwas-tun-Müssen? Die Nichtstuer in der „trivialen“ Komödie „Buribury oder Die Bedeutung, ernst zu sein“ von Oscar Wilde, derzeit aufgeführt im Burgtheater, finden nach wie vor Gefallen. Vielleicht auch deshalb, weil sich Unglaubwürdiges begibt, etwa mit dem Namen Ernst, mit erfundenen Personen, mit einem Baby im Gepäck, aber man läßt sich das Unglaubwürdige zunächst gerne vorführen und einreden, weil es mit Charme geschieht. Doch wird bald erhebliche Nachsicht erforderlich, die Wortpralines haben viel an Geschmack verloren.

Diese Inszenierung ist die erste von Gerhard Klingenberg nach seinem Ausscheiden als Direktor, er bat das Stück auch neu übertragen, richtete es ein, brachte etwa in einer der ersten Szenen verbale Gags an. Die Aufführung wirkt konventionell. Klausjürgen Wussow überzeugt als bunburysierender Algernon, Ernst Anders entspricht als Jack vom Typ her nicht dieser Gesellschaftsschichte. Sylvia Lukan als Gwendolen und Martka Adam als Cecily bieten mädchenhaften Reiz, aber auch mädchenhafte Energie. Lady Bracknell erhält durch Paula Wessely hoheitsvolle Bestimmtheit, Miss Prism durch Susi Nicoletti komische Züge. Um den Bühnenbildhern und den Kostümen das typisch Viktorianische zu geben, wurde Julia Trevelyn Oman aus London geholt.

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