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Anouilh enttäuscht

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Nicht alle Stücke, die von maßgeblichen Kritikern gerühmt wurden, halten einer späteren Nachprüfung stand. Die 30 Jahre alte, damals hypertroph gelobte Komödie „Einladung ins Schloß“ von Jean Anouilh, die derzeit vom Volkstheater in den Wiener Außenbezirken aufgeführt wird, enttäuscht nun. Der Grundeinfall, wonach Horace, einer von zwei reichen Zwillingsbrüdern, dem anderen, Frederic, die Verlobte Diana dadurch madig macht, daß er sie durch ein hübsches armes Mädchen Isabelle, das er dafür bezahlt, ausstechen läßt, wirkt nicht nur gekünstelt, dieses überheblich freche Verhalten eignet sich, unkritisch dargeboten, keinesfalls für eine Komödie. „Ich liebe Sie“, heißt es da mehrfach, obwohl sich die jungen Leute erst ein paar Minuten vorher kennengelernt haben. Dummes Zeug. Schnulzendramaturgie. Doch gibt es gegen Schluß eine vortreffliche Szene: ein Finanzmann fühlt sich dadurch völlig entwurzelt, daß er Isabelle für eine geringfügige Leistung viel Geld anbietet und sie es nicht annimmt.

Hat das Stück Charme? An diesem Abend spürt man nichts davon. Unter der Regie von Jürgen Kaizik outrieren einige Darsteller allzusehr. Alfred Rupprecht hält die beiden Zwillingsbrüder - Doppelrolle - einigermaßen auseinander. Erika Deutinger als Isabelle und Barbara Klein als Diana überzeugen. Peter Hey glaubt man den psychischen Schock des abgebrühten Finanzmannes. Birgit Hutter entwarf das schlichte Bühnenbild und einige aufwendige Kostüme.

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