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Sintiliebe und Romabaron?

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Jahrhunderte hat man sie mißtrauisch, ja verächtlich behandelt, die Nazis haben sie wie die Juden zur Vernichtung bestimmt. Zigeuner hat man sie gerufen, durch die Lande gehetzt, ausgesperrt und abgeschafft!

Ich verstehe, daß sie nur noch als Sinti und Roma bezeichnet werden wollen, sich selber so nennen und ich werde das Meine dazu beitragen, daß sie ihren Willen durchsetzen können.

Ich mag ja auch nicht, daß viele unserer Landsleute Jahr für Jahr nach Dalmatien fahren, sich am Rand eines blutigen Krieges in die Sonne legen, Wein trinkend und Cevapcici essend die Gastfreundschaft des Nachbarvolkes loben und, kaum heimgekehrt, wieder von den „Tschuschen” reden.

Nur eines bitte laßt uns, die alten Bezeichnungen für Operetten, Musikstücke und dergleichen. Klänge ja auch zu idiotisch: Sintiliebe und der Romabaron. Als Freund und Bewunderer der „Zigeuner”-Musik will ich den Gipsynamen nicht missen und herumzigeunern läßt sich auch schwer als herumromanisieren verkaufen. Sarasa-tes Zigeunerweisen werden von weisen Zi-, nein Roma bestimmt nicht umtituliert werden. So hoffe ich wenigstens von Herzen.

Ich, also was mich betrifft, ich habe aber nichts dagegen, wenn man mich einen Zigeuner nennt. Wir Komödianten sind alle Zigeuner, sagt der Gott sei Dank wieder gesundete Mime Hans Joachim Kulenkampff. Ja, das sind wir und sind's nicht nur gerne, sondern auch stolz drauf. Denn, einmal da, einmal dort, das ist unser Los, unser Beruf, unsere Berufung.

Zu Hause sollen die bleiben, die nicht das Glück haben, Musiker und Akteure zu sein, die den Menschen nur Ordnung und Sicherheit, aber nicht den Funken der Freude und des Lachens schenken können. Zu Hause in seiner City soll zum Beispiel jener Baumeister bleiben, den es in die Hofburg drängt. Denn zum Herumzigeunern gehört mehr als Geld und das Wissen um Popularitätshascherei.

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