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Anno 1890 viel gelacht

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Die Grenze zwischen verrückten und „normalen“ Menschen mit irgendeiner geringfügigen komischen oder sonderbaren Eigenart ist schwer zu ziehen. Wird von jemandem behauptet, er sei verrückt, so hält man ihn schon dafür. Diese durchaus richtige Beobachtung - siehe amerikanische Kliniken - bietet die Voraussetzung für den alten Schwank „Pension Schöller“ von den beiden Mainzern Carl Laufs und Wilhelm Jacoby aus dem Jahr 1890, der derzeit, eingewienert, in den Kammerspielen zu sehen ist.

Onkel Ladislaus will wegen des 1890er nervenzerstörenden Tempos auf den Straßen in seinem Haus in Baden ein Nervensanatorium errichten, wozu man ihn zu Studienzwecken kurzerhand in die Fremdenpension Schöller führt, die als Sanatorium ausgegeben wird. Das ist ein durchaus brauchbarer Absprung für einen Schwank. Aber nun klappert antiquiert das Handwerk. Die Schwankroutine läuft auf Touren. Situationen, Figuren werden gewaltsam übersteigert, die Witze wirken nicht selten erzwungen. Und Regisseur Heinz Mare- cek begeht noch den Fehler, einzelne Schauspieler arg überchargieren zu lassen, Georg Hartmann, Bert Forell, auch Marianne Chappuis. Dadurch wird die Mache des Stücks besonders bloßgestellt.

Max Böhm spielt als Onkel Ladislaus mit Wonne sich selbst, obwohl er das „i“ im Vornamen schon einige Zeit abgelegt hat. Alfred Böhm bewährt sich als einer, der alle „1“ als „n“ ausspricht und zur Bühne gehen will, in seiner gemütlichen Komik. Cissy Kroner exzelliert als Sängerin Staudinger mit attraktiver Schärfe in einem „Dirnen“-Lied. Ansprechende Bühnenbilder von Wolfgang Müller-Karbach, ansprechende Kostüme von Emie Knie- pert. 1890 wurde bei diesem Schwank viel gelacht, dennoch amüsiert sich das Publikum auch heute trefflich. In den Kammerspielen.

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