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Apartheid

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Selten kommt man dem vielzitierten Mann von der Straße näher als im Fond eines Taxis. Kaum ein Wiener Taxilenker, der mit seiner Meinung über Gott und die Welt, vor allem über die Politiker, hinterm Berg hält. Es soll sogar Kolumnisten geben, denen die Idee für eine Glosse erst auf dem Rücksitz eines Taxis kommt.

Aber manchmal ergibt es sich, daß der Lenker den Fahrgast mit Schweigen straft. Dann besteht allerdings noch immer die Möglichkeit, andächtig dem Funkverkehr zu lauschen. Und der ist interessant genug.

Straßen- und Lokalnamen schwirren da durch den Äther, von deren Existenz der staunende Fahrgast bis dahin nichts geahnt hat. Und erst recht die Kundenwünsche: der eine will unbedingt einen weißen Mercedes, Diesel und Nichtraucher soll er auch sein. Der andere will sich nur einem ganz bestimmten Fahrer anvertrauen, mit der Kennzeichennummer soundso.

Und dann: da verlangt ein freundlicher Wiener tatsächlich ein Taxi mit dem Sonderwunsch „Nur Inländer!“ Wie denn das? Gibt's jetzt auch schon unter den Taxifahrern Apartheid?

Das „goldene Herz“ dieses einen freundlichen Wieners schlägt halt nicht gerade für jugoslawische Gastarbeiter, die sich ein karges Zubrot beim Nachttaxifahren verdienen wollen, versucht man sich einzureden.

A ber ist jener Wiener wirklich nur eine unrühmliche Ausnahme?

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