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Arbeiterdrama mit Pradler Touch

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Ödön von Horvaths „Bergbahn“ bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs fängt gut an, mit dem Blick auf geometrische Schrägen in blaugrüner Einsamkeit, Stahl und Eis.

Daß man die Tiroler Erstaufführung nach gut zwei Stunden doch mit zwiespältigen Gefühlen verläßt, liegt vor allem an der Inszenierung. Klaus Rohrmoser hat sich nicht an der überzeugenden Realistik des Bühnenkünstlers Karl-Heinz Steck orientiert, sondern setzte auf Naturalismus.

„Die Bergbahn“ ist eines der ersten Stücke des Autors. Anlaß war ein Vorfall beim Bau der Zugspitzbahn in den zwanziger Jahren. Ein Aufstand der Arbeiter wurde brutal niedergeschlagen, drei Todesopfer, die im Lauf der Arbeiten unter nahezu unmenschlichen Bedingungen zu beklagen waren, hat man bei den Eröffnungsfeierlichkeiten angeblich vergessen.

Am Bergbahnbau im Hochgebirge, im Kampf mit dem näherrückenden Winter, handelt Horvath ein soziales Modell ab, das aktuell blieb. Während Horvath das gängige Klischee von Ausbeuter und Ausgebeuteten vermied, tritt es in der Telfser Aufführung voll in den Vordergrund, vor allem in Gestalt des in mehrfacher Sicht „gefrässigen“ Aufsichtsrates. Ein widerlicher Kapitalist, dargestellt von Uwe Falkenbach, der den ehrgeizigen Ingenieur (Hans Richter) zum Sklaventreiber und schließlich Mörder werden läßt.

Die Regie ließ es stürmen und schneien, Nebel aufsteigen, Schüsse knallen, farbenfroh Blut fließen. Das rückt das Bergbahndrama in die Nähe der Pradler Ritterspiele. Doch Horvaths Stück hat noch einiges zu sagen. Noch immer wird Arbeitenden vorgegaukelt, daß „das Werk über allem“, stehe, wobei meist der Gewinn gemeint ist. Die Darsteller boten durchwegs beachtliche Leistungen.

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