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Argerlich

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(Opernhaus Graz; „Idomeneo" von W. A. Mozart) Die dritte Regiearbeit des Bühnenbildners Herbert Kapplmüller scheint nur den Zweck zu haben, dem Publikum die Freude an der hochwertigen musikalischen Wiedergabe (Peter Stra-ka und Pauletta DeVaughn) zu „vermiesen". Die subtile, allen Kostbarkeiten der Partitur nachgehende Interpretation durch Nikäa Ba-reza bestückt der Regisseur-Novize mit krampfhaft abstrusen, pseu-do-tiefsinnigen, um jeden Preis anders sein wollenden „Erfindungen" zur - zugegeben - bescheidenen Handlung.

Kapplmüllers Hang zu Plastikfolien, Schnüren und Mehlstaub bestimmt auch die Dekorationen Jörg Koßdorffs.

Elektra tritt einmal als Tina-Turner-Parodie, dann wieder als roter Riesenkrampus auf, die Frauen von Kreta klappern mit Stöckelschuhen und im Minirock über die Bühne oder tragen Plastikdelphine in den Händen; eine Strickleiter führt zum Mond, der Konzertmeister kommt im Frack aus dem Orchester, um das Violinsolo neben Idamantes zu spielen, ein Hotelboy serviert Elektra einen Drink zur großen Arie, eine Kinoleinwand dient zum hilflosen Schattenspiel des Finales, kurz, zum allgemeinen Mißvergnügen tobt sich ein heillos verschmockter Manierismus aus, der die geradezu lähmend konventionelle Sterilität der Personenführung nicht kaschieren kann. Ärgerlich.

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