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Arme, arme Männerseele...

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Nach der Frauenwelle sind die Männer an der Reihe: Mit den sogenannten Schilderungen eines schmerzvollen Lebens. „Hubert oder die Rückkehr nach Casab-lanca“ ist die traurige, mit viel psychoanalytischem Wissen durchflochtene Beichte eines Mannes, der sich mit „seiner Rolle nicht mehr abfinden kann“.

Eine narzistischer Hauch, ein Schimmer von pseudodandyhaf-ter Tristesse zieht sich durch das Werk: Man ist eben weich und arm und geschädigt durch den Vater, durch all die vorpubertären Autoritätsfiguren. Und jetzt, im reifen Alter, schluckt man immer noch an diesem „Seelenwust.“

Da helfen selbst Flucht in die Karriere, notorisches Vergessenwollen und Bestätigung in Liebesbeziehungen nichts: Die Neurosen halten sich hartnäckig. Und dem Autor scheint das durchaus angenehm. Er spielt mit ihnen, spiegelt sich in ihnen, reflektiert: Zum Schluß wird ein Buch daraus: Stilistisch ausgefeilte, feine „Seelensprache“, ein sich windender und verschlingender innerer Monolog, der Ressentiments wachruft, Träume belebt. Die Träume sind das Wahrste in dem Buch: ehrlich, durch Entschuldigungen nicht beschönigt.

HUBERT ODER DIE RÜCK-KEHR NACH CASABLANCA. Von Peter Härtung, Luchter-hand-Verlag, Neuwied 1978, öS 270,-.

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