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Auf der Suche nach Gott

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„Wenn die erste intellektuelle Entdeckung meines Lebens die Schönheit wissenschaftlicher Methode war, so war sicherlich die zweite Entdeckung die der einzigartigen Situation des Menschen in eben der Welt, die durch seine Wissenschaft verändert worden ist. Ein außergewöhnliches Paradox wurde mir klar: nämlich, je mehr Fortschritt die Wissenschaft machte und sogar dem Menschen nützte, desto weniger sagte sie darüber aus, was es heißt, Mensch in dieser Welt zu sein.” Mit diesen Worten umriß einmal der amerikanische Schriftsteller Walker Percy. die Entwicklung seines Lebens. Dieses Paradox sucht Percy in seinen Werken aufzulösen.

Walker Percy ist 1916 in Birmingham, Alabama, geboren. In Österreich ist er durch Peter Handkes Ubersetzung des ersten, 1961 erschienenen Romans „The Moviegoer” (Der Kinogeher) bekannt, für den Percy den „National Book Award” erhalten hat.

Nun hat Handke auch „The Last Gentleman” übersetzt, der in diesem Frühjahr auf deutsch erscheinen wird.

Dies kommt nicht von ungefähr, denn die beiden Autoren dürften Grundsätzliches gemeinsam haben: beide suchen nach der Wahrheit im Leben und im Schreiben, lehnen sich auf gegen Routinewörter, die wir alle wie Schutzschilde vor uns hertragen. Was ist eigentlich los mit der Welt? Wer bin ich? Wie verhalte ich mich zu Gott? Wo liegt das Glück? Das sind die Fragen, die von beiden immer wieder neu gestellt werden.

In „Der Kinogeher” ist es Jack Bölling, dem es nicht genügt, als erfolgreicher Makler Geld zu verdienen und seiner jeweiligen Seki'cttu Mi uacnzustellen—er begibt sich auf „die Suche”. Im „Last Gentleman” ist es Will Barrett, ein Ingenieur, der die Zukunft seines Lebens nach wissenschaftlichen Grundsätzen und mühevoll erworbener Selbsterkenntnis erarbeiten will. Percy schildert in seiner ruhigen, aber verschmitzt humorigen Art die Suche Bar-retts nach der eigenen verlorenen Identität.

Walker Percy setzt sich in seinen Büchern immer wieder mit der Unweigerlichkeit von Tod und Selbstmord auseinander, wird dabei gänzlich unsentimental, verwendet einen quasi-wis-senschaftlichen Stil und wird dadurch umso emotioneller und poetischer. Wichtig ist in diesem Zusammenhang sein letztes Werk, „The Second Coming” (erschienen 1980), wo Will Barrett wieder auftritt, diesmal als reicher Erbe und frühzeitig in Pension gegangener Rechtsanwalt, der zwischen Gläubigen und Ungläubigen einen Weg zu Gott sucht.

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