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Auf die Palme

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Vom Theater vergessen ist die Komödie „Palme oder Der Gekränkte" (1924) des aus Prag stammenden Expressionisten Paul Kornfeld, der 1942 im KZ Lodz umkam. Eine Exhumierung des Stücks vom exzessiv hypochondrischen Neurotiker Palme, der in einer Art Beziehungswahn beim geringsten Anlaß „auf die Palme" geht, hat wohl nur einen literarhistorischen Sinn. Die krause Redundanz der Vorgänge, die kargen poetischen Aufschwünge lassen kühl; die zögerlich versuchte Sozialkritik am Großbürgertum greift nicht, der Witz ist lahm, und das Stück ist lang, geschwätzig und schwer von der Stelle zu bewegen.

Gerade letzteres gelingt aber den Darsteilem im Grazer „Theater im Keller", die unter ihrem engagierten und sehr stilsicheren Regisseur Alfred Haidacher sich mit Schwung dieser echten Studio-Aufgabe widmen: eine exakt choreographierte Typen-Komödie, leicht grimassiert, streng verfremdet in antinaturalistischem Pathos. Nur so - als dankbares Exercitium für junge Schauspieler -hat das stark ausgebleichte Stück noch eine Funktion.

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