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Auf Wanderschaft

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Eine „Bestandsaufnahme“ zuerst: Die Muttersprache des Leids sei verklungen, hinter der Mattscheibe unserer Iris verebbten seelische Beben zu Gruseln, die Träume verwelkten. „Gott / in unseren Gebetshallen / friert.“ Wer könnte, fragt der Dichter, den Weg zurück finden, um den Baum der Erkenntnis zu fällen? Doch dürften wir das überhaupt tun? Freilich, der Mensch ist gescheitert und hat seither nicht einen, sondern hundert Tode zu sterben, ehe Er — so im letzten Gedicht — die Geburt wie eine Last von ihm nehme und einen neuen Namen ihm gebe.

Bilder, verflochten und differenziert, wahrhaftig wie der Traum, oder auch wund, Kulissen wie im Theater; ein Poet auf Wanderschaft, um Gutes und Böses zu erfahren, die „Sinne“ öffnend „der Trommel hinter dem Mond“. Erwachend wieder allein, ist kein „Feldherrnhügel der Seele“ mehr da. Dörfer und Städte im Elend, „verworrenes Tun / zergeht wie Tau auf den Wiesen“.

Wer aber recht und demütig lebt, kann ruhig schlafen, ja „der Schlaf zieht ihn aus“. Die Früchte des Baums sind nicht mehr gefährlich.

SEELENVOGEL. Von Titus Lantos. Verlag G. Grasl, Baden bei Wien 1988. 64 Seiten, ÖS90,-.

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