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Auroras Kuß betört zuwenig

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Das Erfolgsmusical „Der Kuß der Spinnenfrau” überzeugt mit atemberaubenden Bildern und greller Musik; nur Yamil Borges in der Titelrolle enttäuscht

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Das Erfolgsmusical „Der Kuß der Spinnenfrau” überzeugt mit atemberaubenden Bildern und greller Musik; nur Yamil Borges in der Titelrolle enttäuscht

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Aurora, die Königin der Träume und todbringende Spinnenfrau, küßt jetzt im Wiener Raimundtheater. Der „Kuß der Spinnenfrau”, das schrille, aggressive Stück von John Kander und Fred Ebb, wurde von Harold Prince maßstabgetreu für die deutschsprachige Erstaufführung in Wien rekonstruiert (Fassung: Michael Kunze).

Eine brillant gemachte Show nach Manuel Puigs Roman, die von Jerome Sirlin, Florence Klotz und Lichtdesigner Howell Bink-ley in atemberaubende Bilder übersetzt wurde: Die Szene wird zur Maschinerie, die wie bei Kafka Menschen erbarmungslos zerstört. David Krane läßt dazu die grelle Musik brisant hämmern.

Die fulminante Produktion hat eine Schwachstelle: Yamil Borges kann mit der Londoner und New Yorker „Aurora” nicht konkurrieren. Statt eines männermordenden Todesengels, der den Gedemütigten, Gefolterten in den Gefängnissen niusionen, Träume und Erlösung bringt, ist Yamil Borges bloß ein flottes Tanzgirl.

Die Rollen der beiden Gefängnisinsassen, die in eine Zelle gesperrt werden um einander zu bespitzeln, sind überzeugend besetzt: Günter Mokesch singt und spielt den homosexuellen Auslagendekorateur Molina dezent, mit Geschmack und glaubwürdig; Thorsten Tinney ist ein etwas weicher, farbloser Revoluzzer Valentin. Ob dieser „Kuß” ein Dauerbrenner wird? der Kuß der Spinnen frau.

Von John KanderjFred Ebb. Raimundtheater Wien, Di bis So 1930, Sa auch 15.30 Uhr. TeL 599 77/27

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