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Aus der Stille

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Eine Lyrikerin ist zu begrüßen: Anna Maria Schiller. Sie lebt in Moosburg in Kärnten und steht im dreiundfünfzigsten Lebensjahr. Ihr erster Gedichtband „Geht ein Tier...“ mit dem Untertitel „Lyrische Texte“ ist ein Buch über Augenblicke des Empfindens, die das Unbewußte begreifbar und das in der Tiefe der Seele Verschüttete erkennbar machen. Hier ist eine Dichterin am Werk.

Ihre „lyrischen Texte“ verdichten Ahnungen zur Sprache. Sie können als Regungen der Hoffnung oder der Angst, auch als Chiffren einer neu gewonnenen Bewußtheit verstanden werden. Sie formulieren bildhaft einzelne Momente der inneren Wirklichkeit.

Diese ist freilich schlicht und archaisch. Jedes Wort, jede Satzfügung ist auch dem Verstand zugänglich, doch bleibt der Kern der Mitteilung ein Geheimnis -nachfühlbar dennoch, da es gemeinsames menschliches Erleben betrifft: „Der Stundenschlag / reißt dich auf / aus meinen Armen / windest du / dich / häutende / Natter / witterst den Winter.“ Das Beispiel zeigt auch die Eigenart von Rhythmus und Melodie. Diese erinnern in manchen Stücken des Bandes an die rätselhaften und bezwingenden Formen von Zaubersprüchen und magischen Kinderreimen.

Markus Schiller, der Sohn der Dichterin, hat den „lyrischen Texten“ zehn fest durchkomponierte, ins Surreale weisende Zeichnungen zugefügt.

GEHT EIN TIER... Von Anna Maria Schiller. Carinthia Verlag, Klagenfurt 1985. 96 Seiten, öS 135,-.

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