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Ausbruch

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Wenn wir hier einem Maler begegnen, der auf Farbe und Pinsel verzichtet, um sich dem Schreiben zu widmen, so ist damit sehr wenig gesagt, denn es handelt sich bei ihm. um einen Menschen, der sich aus seiner „Sprachlosigkeit", dem „Gefühlsmorast", befreien und zum Wort finden will. Das geschieht „von Punkt zu Punkt", in den Qualen eines Abstiegs zur Hölle des Ün- und Unterbewußten, zwar nicht von Dante begleitet, doch

immerhin von Marcel Proust, der einen Strom von Gedanken wahrnimmt und sich von diesem tragen läßt, wobei er die ihm auffälligen Details und seelischen Feinheiten in einem großen inneren Monolog festzuhalten bestrebt ist.

In einer Folge von Tag- und Wahr-und Wachträumen tauchen dann Erinnerungen auf, an Personen und Wahrnehmungen, alle in der Wirklichkeit eines Lebensraumes, der als Haus dargestellt ist, als Pflegeheim oder Erziehungsanstalt, mit Räumlichkeiten vom Dach bis zum Keller, dem Ort entscheidender Begegnungen, der Bedrängnis auch wie der Hoffnung. Geleitet wird diese Anstalt von einem Wesen - die Dichterin nennt es Direktor -, das, anfangs noch sichtbar, sich später entfernt, ja schließlich unsichtbar, doch durchaus gegenwärtig ist.

Der Ausbruch aus den Mauern des Kellers gelingt, der Zugang zum Garten steht offen, und Marcel, der Maler, jetzt Dichter, ist von seinen Daseinsängsten befreit und wieder in Eden, im Bewußtsein also der Geborgenheit im Einen und Ganzen.

DIE GRENZFAHRT. Von Grazieila Hlawaty. Edition Atelier, Wien 1990.191 Seiten, öS 280,-.

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