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Ausgesperrt

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Von allem Unbelebten, das einem im Laufe der Zeit beschäftigt, scheinen Schlüssel eine seltsame Eigendynamik zu entwickeln. Vornehmlich Autoschlüssel…

Es fängt damit an, daß sie da nicht mehr sind, wo ich sie Augenblicke zuvor hingelegt habe.

Und hört damit auf, daß sie dort sind, wo ich ohne ihre Hilfe nicht mehr hingelange.

Dazwischen die ganze Palette menschlicher Gefühlsäußerungen, von devoten Versprechungen an bewährte Überirdische bis zu Kraftausdrücken aus dem Bereiche der Unterwelt.

Oder haben Sie noch nie Ihren Wagen sorgfältig abgeschlossen, schnell noch etwas aus dem Handschuhfach geholt und dann ebenso sorgfältig das Knöpfchen an der Beifahrertüre gedrückt? Nur, daß die Handtasche am Sitz liegenblieb. Mir schien neulich, als ob der daraufliegende Schlüssel höhnisch blinkte…

Dafür gibt es den Reserveschlüssel, der im Safe verwahrt wird. Wozu man erst einmal den Wohnungsschlüssel brauchte, der natürlich in der Handtasche ist…

Abhilfe böten die berühmten Plastikstreifen, mit denen man zwischen Gummidichtung und Fensterscheibe entlangfährt, bis zum erlösenden „Klick“. Die aber ruhen im Kofferraum… Schließlich bleiben die gelben, blauen, roten oder grünen Engel, die man anrufenkann, so einem ein Mildtätiger einen Telefonschilling schenkt. Der Engel kassiert dann ein ganz irdisches Sümmchen dafür, daß er den Plastikstreifen im Arbeitsmantel hat.

Einem Mann passiert halt sowas nicht 1

Meiner besseren Hälfte - (warum heißt das eigentlich so, wo es sich doch meist um ein gutes „Doppel“ handelt?) — also, diesem Vielfachen halt - gelang es doch neulich beinahe, zu spät-früher Stunde mit dem Autoschlüssel die Wohnung zu öffnen.

Nur beinahe…

Er wachte dann noch ein paar Stunden beim abgebrochenen Bart im Schlüsselloch vor der Türe, ehe er den ersten Schlosser wecken konnte.

Da war aus-gesperrt, kann man wohl sagen.

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