In Zeiten wirtschaftlicher Rezession heißt es mit Phantasie und innovativen Ideen zur Selbsthilfe zu schreiten. Erstaunlich, mehr als erstaunlich, was manchem dazu alles einfällt.Letzte Woche steckte das Schreiben eines Verlags samt Zahlschein im Briefkasten. Es wurde diskret daran erinnert, daß ich „vor einiger Zeit das örtliche himmelblaue Telefonbuch er- und mutmaßlich auch behalten habe". Stimmt. Ob der bereits damals beiliegende Zahlschein meiner Aufmerksamkeit entgangen sei, forscht der Schreiber weiter. Des weiteren erklärt er, daß die Herstellung des Himmelblauen mit
Und ich wiederhole: „Mir kommt kein Hund ins Haus. Wir haben eine kleine Wohnung und keinen eigenen Garten. Aber wie es Findelkinder gibt, scheint es auch Findhunde zu geben - ja nicht mit Windhunden zu verwechseln, mit denen sich bei Wettrennen wenigstens Geld machen ließe.Es war aus Tom und Kathi nicht recht herauszubekommen, wo sie den Bastard aufgegabelt hatten. Im stillen habe ich sie in Verdacht, sich wieder einmal verbotenerweise bei der Mülldeponie herumgetrieben zu haben. An drei aufeinanderfolgenden Tagen habe ich den struppigen Köter wieder verscheucht, wenn sie mit ihm
Es ist nicht immer ganz einfach mit Tantchen. Vor allem zu diversen Festivitäten das Passende zu finden wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Nach eigener Aussage hat sie ja ohnehin alles, braucht ohnehin gar nichts, ist ohnehin alles Plunder und überdies schert sich ohnehin niemand um sie.Peng, der Vorwurfhagel sitzt.Sitzt so, daß ich mich entschließe, Tantchen zum Geburtstag das Wertvollste zu schenken, was ich besitze: Zeit. Trotz fortgeschrittenen Alters reist Tantchen gern und zwar in Hordenformation, also Bus. Wegen des angegriffenen Zustands meiner Finanzen wählte ich eines dieser
In einer Kleinstadt - ich weiß nicht, ob Sie sich sowas vorstellen können -kennt fast jeder jeden. Daher auch der Beamte am Schalter „Postwertzeichen” mich und ich ihn. Ich bitte ihn um eine Tratschkarte zu hundert Schilling, er lächelt milde, schiebt ein designergestyltes Plastikplättchen, an guten Tagen einschließlich Plastikfolie, durch den Bankräuber-schlitz und kassiert sage und schreibe nur fünfundneunzig Schilling. Toll! Die roten Zahlen der Post sind damit geklärt.Jetzt fragen Sie: Wozu braucht die Frau Telefonwertkarten? Hat sie keinen Anschluß daheim? Natürlich hat sie,
Von Norditalien bis Norwegen führte Marias Reise, gezeichnet von vielen Fährnissen, denen eine junge, mittellose Frau in der Renaissance ausgesetzt war. Die Norwegerin Erna Osland zeichnet mit klaren Sätzen das politische, soziale und wirtschaftliche Bild des 16. Jahrhunderts. In die unterschiedlichen Landschaften Italiens, der Schweiz, Deutschlands und Norwegens flicht die Autorin Marias mühseligen und doch so stimmigen Weg. In einer Männerwelt kämpft sie heldenhaft um ein selbstbestimmtes Leben, um ihren kleinen Anteil am Glück, ohne daß dabei Hilfsbereitschaft und selbstloses
Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein, mit glatten Köpfen und die nachts gut schlafen.“ Bei Shakespeares Julius Cäsar hätte ich nichts verloren gehabt. Sowohl geschlechtsspezifisch als auch der geringen Schlaffähigkeit wegen. Schon meine Mutter behauptete immer, ich hätte einen Hasenschlaf. Es kommt mir tatsächlich manchmal vor, ich schliefe überhaupt kaum richtig tief, sondern döste so vor mich hin, um beim leisesten Geräusch hellwach zu sein.Das endgültige Aus für die Nachtruhe erfolgt um drei Uhr morgens. Vermutlich, weil in der Stille der Nacht das Geratter eines besonders
Jetzt möchte ich klein sein, im Kin- derbettchen unter der karierten Tuchent, und Vater läse mir aus „birn- baeume“ vor. Und von Gedicht zu Geschichte und von Geschichte zu Gedicht sähen wir zusammen die Bilder an. Bilder als Ahnung. Bilder zum Suchen nach eigenen Farben und Formen, weit entfernt von jedem Pumucklschmus. Und ich würde träumen - von der Schlange, die ein Kreis ist, vom schlauen Mond, vom Bergwetzervogel. Ich würde Esel und Gans wieder zum Leben erwecken, auf daß sie mit Pferdchen, Drachen und dem Stern neue Bilder erfänden. Wenn ich ein Kind wäre: „birnbaeume“
Nicht einmal der Wohlwol-% lendste könnte in mir eine J_ 1 gute Autofahrerin sehen. Der liebe Mann bezeichnet meine diesbezügliche Fortbewegungsart überhaupt nur als „würgen”. Macht nix, Mugl, der Gewürgte, und ich können damit leben - es kann nicht jeder Gerhard Berger sein. Wir zwei nehmen zur Minimierung von Schrecken und Schaden ohnedies meist die gleichen Strecken. Doch kann der Frömmste nicht im Frieden fahren, wenn es dem Straßenplaner nicht gefällt.So wurde neulich der Weg zur Behausung Schwiegertigerchens, seit über dreißig Jahren trainiert, zum reinsten
Ein klassisches Gesicht.Da läßt sich was machen.“ Die Visagistin hebt mein Kinn, dreht es seitwärts, nach rechts und links. Der oberste Halswirbel knirscht indigniert. Uber ein halbes Jahrhundert lebte ich problemlos, ohne einen solchen Luxustempel von innen gesehen zu haben. Und plötzlich meint meine Brut, ihre Glucke gleiche, je länger desto schlimmer, einem Schrumpelwinter - möhrchen und schenkt mir einen Schönheitsbon. Ich bin zwar altersgemäß beinah hormonlos, doch noch nicht ganz humorlos, man kann mich also ungestört auf den Arm nehmen.Mit gemischten Gefühlen besteige ich
Hermann Moers konzentriert sich seit zirka zehn Jahren auf Jugendliteratur. In „Luckis Lügentagebuch“ stellt er die Gefühls- und Gedankenwelt eines 15jährigen dar, der sich seiner Freundin beschreiben soll. Moers trifft gekonnt den Jugend-Jargon. In teils überbordender Angeberei läßt er Lucki, das Großmaul, die Welt als Phantasiewunschbild zeichnen. Dabei peilt der Autor verschiedene Themen an: das Milieu am Arbeitsplatz, die Freundschaft unter Burschen, Hobbies und vor allem die Vater-Sohn-Beziehung. Der Vater steckt Lucki in eine KFZ-Mechanikerlehre. Wie sein „grüner“ Sohn
In regelmäßigen Abständen, wenn ein Gast kommt, verfalle ich ihm. Die Variante, an die Sie vielleicht denken, wäre, die Gesundheitsgefährdung betreffend, relativ harmlos. Es ist nicht der Gast, es ist sein Geschenk. Ob rokokoig verspielt oder streng futuristisch, die Aufmachung spielt keine Rolle. Ich bin derart versiert, daß ich meist schon beim Betasten der noch verpackten Verlockung den Inhalt errate. In scheinheiliger Bescheidenheit bestreite ich die Notwendigkeit des Geschenks und verstecke die süße Versuchung hoch oben im Kasten.Die Dauer der Standhaftigkeit schwankt zwischen
Schade, daß Sie das nicht miterleben konnten! Eine Straßen-umfrage in Innsbruck: Wissen Sie, was Umverpackung heißt? Ratloses Achselzucken, Vermutungen von Huckepackverkehr bis zum Abschieben unerwünschter Gäste wurde geäußert. Ein älterer Herr kam der Sache mit seiner unfeinen Gegenfrage, ob das etwas mit der Ministerin aus Wien zu tun habe, recht nahe. Am treffendsten aber die Antwort eines von Allahs Söhnen: „Ich nix versteh. Was wollen das Pack?" In unserer Stadt Reagiert das Mistvolk bereits begeistert auf das neue Mülltrennungskonzept. Wegen der unzureichend vorhandenen
Beim allerersten Zahnarztbesuch bekam ich vom Weißen Onkel ein süßes Wollknäuel von Kätzchen, weil ich so brav stillgehalten hatte. Im Jahr darauf noch eines. Und dann noch eines. Ich vergötterte den Onkel so, daß ich immer wieder versuchte, ob nicht vielleicht ein Beißer wackle und ein neuer Besuch fällig wäre.Hochtrabend heißt so etwas frühkindlich positive Konditionierung. Meine Mutter fühlte sich dem wachsenden Tierasyl weniger gewachsen und war froh, mit dem Umzug in eine andere Stadt auch dem Katzendoktor entkommen zu sein.Es folgte eine Weiße Tante, von der ich nur mehr
Was ist das? Es erklärt, wie es sein hätte sollen, wenn es gewesen wäre, wie es nicht war.Richtig: die Meteorologie.Bei der heutigen Wissenschaftsgläubigkeit finde ich das Wirken einer Spezies, deren Wahrheitsgehalt an den einer Legende reicht, schlicht und einfach rührend.Trotz des ungeheuren Aufwands an Satelliten, Tausenden von Meßstationen, verteilt über die ganze Erde, bis zu den eleganten Lügnern vom Dienst, die uns im Anschluß an die Nachrichten den Wirbel um die Wirbel ordnen wollen.Warum, glauben Sie, habe ich diesen Bombenschnupfen? Weil uns das versprochene Azorenhoch
Neben Ihrem Tisch im Gastgarten wird der Rollstuhl mit einem zuckenden Krüppel abgestellt. Wie reagieren Sie?Was geht in einem 14jährigen Einzelkind vor, wenn es erfährt, daß es ein Geschwisterchen bekommen soll, welches vermutlich mongoloid sein wird? Quasi als Freundinersatz vertraut Christine ihre Erlebnisse und Gefühle während der späten Schwangerschaft der Mutter und die Ankunft des Babys ihrem Tagebuch an.Rosemarie Thüminger zeigt in ihrem neuesten Buch die inneren und äußeren Kämpfe einer Familie, die sich für oder gegen das Austragen eines behinderten Kindes entscheiden
Wieviele Männerpriesen wohl schon Frauenschönheit! Im Zuge der Emanzipation finde ich es sträflich, daß von unserer Seite die Krone der Schöpfung diesbezüglich bis dato grob vernachlässigt wurde. Mit der wärmeren Barzeit - barhäuptens, barbusig, barfüßig (ich weiß, erst in den Monaten ohne r) - ist auch die männliche Haarpracht wieder öfter unserer Bewunderung ausgesetzt.Über Obenohne ä la Yul Brynner läßt sich naturgemäß wenig berichten. Man könnte lediglich die Wirksamkeit verschiedener Polituren studieren. Wie hätten Sie es denn gerne: Hochglanz, Elfenbeinmatt oder mit
Jetzt bin ich das ewige Geraunze von Versteppung und „diesen Winter werden wir noch büßen” endlich leid.Wissen Sie, was Winter für mich bedeutet? Schneeschaufeln. Da brauche ich Ihnen nur den „Tag danach” zu schildern: Spatzen = Muskelkater im oberen Schultergürtel, die Bauchmuskeln sind einzeln zu orten, die Hände dick.Jetzt bleibe ich solange hier sitzen und beschreibe den Frühling, bis er kommt. Ich möchte doch zu gerne wissen, wozu ein zivilisierter Mensch heute noch den Winter braucht. Frau Holle war schon alt, als ich noch jung war, trat längst in den Ruhestand. Ihr
Jeden Montag, sechs Uhr dreißig, besteigt Frau Berta Beisgern unter den erbarmungslosen Augen der Diätassistentin die Waage. Der hautenge Gymnastikanzug, XL, quillt, Frau Berta rollt unschuldsvoll die Tortenaugen, die Assistentin notiert Zunahme.Berta Beisgern kurt. Ursache: die Säulenbeinchen weigern sich, fürder-hin die darüber wogende Zentnerlast beschwerdefrei zu tragen. Kur kommt von cura, die Sorge. Um den Kurgast sorgen sich seine Angehörigen, seine Ärzte, das Personal und, über den Kurtaxeumweg, die ganze Kurgemeinde.Also heißt die Devise: maßhalten. Maßhalten vor allem bei
Doktor Ausserraucher, seines Zei-chens Staatsdiener der Gesundheit, jagte den Blutdruck unserer Sippe in die Hohe.Jo, derfn 'S denn dos, Herr Minister?Hie Bevormundungssauerei- hie Endlicheinverniinftiger, hat er die Familie mit seiner rigorosen Antirau-cherkampagne in zwei Lager gespal-ten, wobei die Sauereipartei deutlich fiihrt.Italieris President Sandro Pertini meinte, von Rauchern konne man Toleranz lernen: Noch nie habe sich einer von ihnen uber einen Nichtrau-cher beschwert. Herr Pertini irrt. Unsere Raucherpartei erbost sich iiber die Erbosung des Restes der Welt. Bernhard, schau oba:
Eine geschwollene Lippe, ein „Veilchenauge", Striemen am Hals, schamhaft versteckt unter dem sportlich aufgestellten Blusenkragen... Gewalt in der Familie - immer noch ein Tabu?Nicht für die Innsbrucker Autorin Rosmarie Thümiger. Sensibel, aber konsequent läßt sie die Frauengestalten im Roman „Ein Sommer für Johanna" nach einer Lösung der Probleme, die der Vater, beziehungsweise Ehemann als randalierender Quartalsäufer heraufbeschwört, suchen.Vom anfänglichen „Vertuschen der Schande" bis zur Entscheidung für eine zweitweise Trennung hält sie den Leser mit ihrer
Wohnen Sie in Wien am Gürtel, in Innsbruck am Südring oder sonst einem verkehrsumtobten Plätzchen? Sie haben sich Ihren Urlaub verdient!Als besonders guter Österreicher verbringen Sie ihn sogar im Lande. Irgendwer muß ja irgendwo zu sparen beginnen - also der kleine Mann bei den Devisen. Sie entscheiden sich für einen Urlaub am Bauernhof.Das Zimmer ist reizend, die blaukarierte Tuchent suggeriert Tiefschlaf. In der Küche der Bäuerin regiert Meister Proper und nach der ersten Malzeit dehnt sich Ihre Taille in runder Vorfreude auf die nächsten zwei Wochen.Am Abend kreisen Mostkrug und
„Landessfudio Tirol, Guten Tag." GeschulteStimme, klingt erwartungsvoll. Ich weiß, ich bin beim Wortblasenprofi. „Ich verbinde. Wir bitten um Geduld."Tirool isch lei oans.„Ich verbinde. Wir bitten um Geduld."Tirool isch lei oans.Ich bin geduldig, geduldig wie eine Mutterkuh. Wenn ich darum sogar gebeten werde, auch noch ein bißchen mehr. Und da Tirool selbstverständlich lei oans isch, es sich vielleicht nur noch nicht herumgesprochen hat, übe ich Geduld natürlich auch aus Patriotismus.Westösterreichs größte Tageszeitung, TodelTimes, gibt sich da schon eher
Unser neuestes Sonntagsvergnügen heißt Wahlzetterlfalten. In Tirol hatten wir Anfang März Gemeinderatswahlen, eine Woche darauf folgte in einigen Orten das spannende Stechen um die Bürgermeisterkette. Kufstein war natürlich mit im Spiel. Die Stadt weiß eben, was sie ihren Bürgern schuldet und ich, warum ich hier so gerne lebe.Das letzte Wochenende galt dann dem ersten Anlauf um die Wärmestube in der Hofburg. So richtig glücklich hat mich das hauptsächlich gemacht, weil ich, wie jedermannfrau, weiß, es wird nicht der letzte sein.Doch während der Wochen zuvor: soviele durchgestylte
Wissen Sie, wen ich gestern getroffen habe?Hase. Ja, Herrn Hase von Ostern. Auch an ihm ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Früher, als die Kinder klein waren, hatten wir ja viel mehr Kontakt gehabt. Im Laufe des Gesprächs ließ der gute, alte Hase durchblicken, daß er sich in letzter Zeit Sorge um seine Beschäftigung mache.Immer wieder fragte er, ob er denn nicht etwas für uns tun könne. Vielleicht das obligate Frühlingskostüm für mich? Er habe da etwas ganz Apartes in Leinen gesehen. Ich erzählte ihm vom Familienjubiläum, das wir vor zwei Wochen gefeiert hatten und er sah
Gestern traf ich Hans. Er wirkte etwas zerknittert. Saisonbedingt, murmelte er.Obwohl nur Zwangstänzer, mußte er seiner Süßen bei einem Nobelball als Staffage dienen. Es fing harmlos und steif an. Er absolvierte seine Pflichtfußtritte bei allen Damen am Tisch und seine elefantischen Fähigkeiten schienen sich bald herumgesprochen zu haben, sodaß ihm keine mehr begehrliche Blicke zuwarf. Die Süße flog von einer Frackbrust an die nächste und schien seiner nicht mehr zu bedürfen.Also begann er neugierig das Lusthaus zu durchwandern. Traf an dieser Bar einen Bekannten und nahm an jenem
Neulich besuchte ich das Städchen, in dem ich einstens schillerte. Da trat ein alter Mann auf mich zu, umhalste mich stürmisch und begann begeistert: „Mein Gott, wie die Zeit vergeht! Weißt du noch, damals im Frühling, beim Schifahren auf dem Sonnblick?"Ich wußte nichts. Und es war mir peinlich, was er alles wußte - und ich nicht einmal seinen Namen. Zumal mein Mann daneben stand und etwas indigniert von einem zum andern schaute.Das können die Folgen von so einer Dutzendduzerei anläßlich eines gemütlichen Hüttenzaubers oder lauen Heurigenabends sein. Besonders bei einem
Es gibt schon ein paar Leute, bei deren Auftauchen ich versuche, unauffällig aber schnell, die Straßenseite zu wechseln oder in ein Geschäft zu verschwinden.Sehr unartig, nicht wahr?Sowas tut man doch nicht!Manchmal mißlingt es auch.„Ja, wie geht es denn? Sind Sie etwa auch krank gewesen, daß man Sie so selten sieht? Stellen Sie sich vor, bei mir hat mein Hausarzt gestern:.."Nein, ich bin nicht krank gewesen in letzter Zeit. Nur schneller reagiert habe ich, wenn ich die auf mich zusteuernde Passionsgeschichte rechtzeitig bemerkte.Bei mir brauchte sich niemand nach dem Befinden
Jetzt plätschert also die Zeit des G'spritzten wieder in die des Sturms mit nachfolgendem Drang. Der Fehler, bei unseren nordlichternen Nachbarn einen G'spritzten zu bestellen, unterläuft mir bestimmt nicht mehr: Schorle... Süß oder sauer? Schauer! Und Federweiser klingt ja eher nach einem Malerutensil als nach einem süffigen Dürstlöscher. So schmeckt er auch.In die Zeit der länger werdenden Abende fallen auch die Törggelefahr-ten. Das heißt auf innerösterreichisch: Ausg'steckt is, für die Teilnehmer einer preußisch geführten Zechtour: Da hamwir mal 'ne Buschenschenke
Erinnern Sie sich noch: Sie brauchen nur den Nippel durch die Lasche ziehen...Der Schlager hat kein Brainstorming in der Verpackungsindustrie entfacht.Mein morgendlicher, zugegeben etwas zittriger Versuch, einem Kaffeepackerl an der Stelle„Hier öffnen" an das Innere zu rücken, beschämt immer wieder sie und mich. Mich, nach meiner Meinung, ungerechterweise, denn ich muß ja erst zu dem belebenden Pulver vordringen, um meinem niederen Blutdruck das Zittern zu vertreiben.Bei „Hier öffnen" geschieht erst einmal gar nichts. Andersherum auch nicht. Ich suche ein kleines, spitzes
Bisher war das eine Gegend gewesen, wo sich die Leute „Gute Nacht" sagten. Ein paarmal am Tag, wenn hier Züge hielten, erwachte der Bau aus Franz Josefs Zeiten aus seinem Domröschenschlaf.Damals war er hauptsächlich für die Aristokratie des Fin de siecle als Sommerfrischenhaltestelle installiert worden. Wenn der Personenzug wieder abgefahren war, schlug die hölzerne Pendeltür ein paarmal auf und zu, um ein paar Bäuerinnen durchzulassen, die für ihre Besorgungen in der Stadt noch kein eigenes Auto hatten, oder ein paar ältere Urlauber aus Wien, die dann etwas unschlüssig vor
Wenn ich wieder einmal auf die Welt komme, werde ich Romeo. Nein, nicht der mit der Leiter aus Verona. Dazu fehlt es mir an Sex-Appeal.Vielleicht werde ich auch Cäsar. Nein, wieder nicht der, der aus dem Lateinbuch. Weder bin ich so intelligent noch so kriegerisch und schon gar nicht möchte ich am 15. März ein gewaltsames Ende nehmen. Wo ich doch am 18. Geburtstag habe...Nein, so ein Prachtkerl aus dem Vorabendprogramm, so ein wohlumsorgter Erfolgsköter oder geschmeidiges Seidenkätzchen schweben mir vor.Ich werde ein Hund mit großenAnsprüchen!Durch meine Träume fl immert dann eine
Dieses Aus hat mich arg getroffen. Mein Mann, dem weiblich-ästhetisches Denken natürlich völlig fremd ist, verstand mich überhaupt nicht. „Es kann dir doch egal sein, werdeine Strafgelder in Empfang nimmt: ein Politeßchen, einer von der Motorradstreife oder ein ganz gewöhnlicher Schupo." Es ist mir bei weitem nicht egal!Die Einführung der Straßenkobras hätte meine Zahlungswilligkeit schlagartig um Dimensionen gehoben, ja beflügelt. Bisher zog ich als ertappter Sünder zähneknirschend: „muß der jetzt gerade herschauen..." das Börserl. Vor einer Straßenkobra, Outfit
Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs der Piefke-Saga Felix Mit-terers und der Erkenntnisse des damit befaßten Club 2 hat sich die Tirol-Werbung zu einer neuen Marketing-Linie entschlossen.Sie soll vor allem die Gastfreundschaft gegenüber dem zahlendenBesucher ins rechte Licht rücken. Wie der Gast ein Wunschbild von seinem Urlaubswirt hat, macht sich auch der Wirt ein solches von seinem Gast, das sich in zehn Punkten fixieren läßt: Der Gast zahlt.Der Gast zahlt, ohne Preisvergleiche anzustellen.Der Gast zahlt ohne Rückfrage.Der Gast zahlt freudig, ohne zu murren.Der Gast fordert für
Es gibt eine Zeit, da lächelt der Briefträger, wenn er bereits am Gartentor erwartet wird. Täglich. Das normalisiert sich. Früher oder später. Immer mehr. Nach und nach wandern weniger Briefe hin und her, von ihm zu ihr, von ihr zu ihm. Die Abstände werden länger und länger.Und eines Tages ist seit dem letzten Brief soviel Zeit vergangen, daß er nicht mehr beantwortet werden kann.Für Liebende hat sich das Wort Brief wohl nicht aus dem Lateinischen brevis = kurz entwickelt. Sie schreiben seitenlang und ferne Nächte zu Papier. Oder greifen sie jetzt auch nur mehr zum Telefon? Schade,
Wieviele Geburtstage pro Jahr gibt es zu bedenken? Viele. Zu viele, will mir manchmal scheinen. Problematisch dabei sind diese runden, die mit der Null hintendran. Zu denen einem ein besonders sinniges Geschenk in den Sinn schießen sollte. Ich sinne hin, ich sinne her, doch Hirn und Kasse gähnen leer.Und überhaupt: daran denken zu müssen, gegen das zu solchen Anlässen aufgebotene Gedenken Höheren Ortes denken zu sollen! Zirka fünf Wochen, ehe der familiäre Countdown zu laufen beginnt, erkundigt sich das Gemeindesekretariat nach „bereits getroffenen terminlichen Vereinbarungen".
Eine von der österreichischen Post in Auftrag gegebene Untersuchung über die vorhersehbare Rentabilität von Investitionen in verschiedenen Dienstleistungssparten kam zu der Erkenntnis, daß die Post, der einzige nicht defizitäre Staatsbetrieb, ihr hervorragendes Abschneiden den Einnahmen aus dem Telefonsektor zu verdanken hat. Aus dieser Statistik geht hervor, daß dies nicht, wie früher angenommen, das Verdienst von Industrie und Handel ist, da diese nach dem Prinzip „time is money" orientiert und daher an möglichst kurzen Sprechzeiten interessiert sind.Es ist kaum zu
Zuerst zwängt er sich vor mir durch die Geschäftstüre. Dabei habe ich Mühe, sie mittels Mineral- wasserkiste aufzuspreizen.Mit Kennermiene wühlt er in den Apfelcontainern das Unterste zu- oberst. Bei der Wurst gelingt es ihm durch einen flotten Schwenker den Platz vor mir einzunehmen.Daß er mit gekonntem Schwung eine Wattepackung aus der Stella- ge vor meinen Einkaufswagen be-Wie er aber dann an der Kassa, endlich hinter mir, sanft meine Schulter berührt und mit gewin- nendem Lächeln meint, er dürfe doch sicherlich vorgehen, denn er habe es eilig, weiß ich es genau: ich bin eine
Was unsere Meinungsforschungs- institute doch alles für erhebens- wert finden! Vom prozentuellen Anteil von Hundekot in öffentli- chen Sandkästen bis zum Würfel- zuckerverbrauch von Herrn und Frau Österreicher beim Frühstücks- kaffee.Nur das eine nicht: Die Motiva- tion und Häufigkeit von Grant, in besseren Kreisen „psychische In- disposition" genannt. Seit langem wünschte ich mir schon eine reprä- sentative Studie über die bundes- weite Verteilung dieses Phänomens in Partner- und sonstigen Bezie- hungen.Jahrzehntelange private Beob- achtungen haben lediglich gezeigt, daß der
Im Erlenhain, ganz tief verborgen in der Au, wohnt die Nebelfrau. An einem Tag eines jeden Jahres erfüllt sie dem, der zur rechten Stunde den Weg zu ihr findet, einen Wunsch.Vor vielen, vielen Jahren war ein hübscher, junger M????nn mit einer seltsamen Bitte an sie herangetreten: Er wollte Wissen und Erkenntnis, um d????s Wesentliche zu erfassen. Die Nebelfrau staunte. Mancherlei. Wünsche w????ren ihr schon untergekommen - nach Reichtum, Macht, Schönheit oder Ruhm. Nicht immer hatte die Erfüllung dem Beschenkten zum Glück verholfen, wie dieser oft zu spät erkennen mußte.Doch sie sah,
An mein Haar laß ich nur den Gatsch und Rene..." Diese TV-Werbung! Wie das erotisiert! Wie das prickelt! An mein Haar... Sie wissen schon, den Gatsch darf ich aus Gründen der product place- ment-Klausel nicht näher definie- ren.Da umtänzelt dieser Halbgott von Figaro die Schöne, zupft hier einSträhnchen, rückt dort ein Löck- chen. Weicht einen langgezogenen Tangoschritt nach hinten, um sein Werk auch aus der Ferne zu begut- achten. Hüllt zum Schluß die rassig wallende Pracht noch in einen Nebelaus Haltbarkeit und Duft, daß das Ozonloch vor Begeisterung gleich noch ein Stückchen
In meiner allernächsten Ver- wandt- und Bekanntschaft le- ben drei Helmute.Oder heißt der Plural Hellemü- ter? Ist egal.Es gibt Generationen von Fran- zen, Leos oder Hänschens, die nur mittels Durchnumerierung ausein- andergehalten werden.Verwechseln ist auch gar nicht das Problem.Der eine ist unser Versicherungs- vertreter, ein Kärntner, unverkenn- bar an Leistung und Leibesfülle, einfach Lei-Lei. Der nächste mein Schwager, einziger Träger dieses Vornamens in der Familie, also auch keine Schwierigkeit. Der dritte ist mir der allerliebste derer, die hel- len Mutes sind, daher schon vom
Ich habe eine geheime Schwäche. Nein, nicht Richard Chamberlaih, auch nicht Boris Becker. Es sind die Vertreter für Staubsauger und Reinigungsschäume.Es klingelt in der Manier meines Mannes - zwei- mal kurz - und noch ehe ich die fremden Irrtümer abwehren kann, stehen sie auch schon im Zimmer.So habe ich angefangen, aus der Not eine Tugend zu machen. Ich zeige mich begeistert über die Vorführkünste, führe sie von Schmutzstelle zu Schmutzstelle und frage voll naiven Staunens, ob siedenn auch dieses argen Fleckens Herr werden könnten. Was hätte ich mich doch schon vergeblich geplagt!
Wer hat denn gesagt, Fasching sei etwas Lustiges? Anstrengend schon, wie das bei mancherlei Sport so ist. Aber das ist doch noch lange kein Grund, sich davor drücken zu wollen. Muffeln Sie sich nur nicht um die jahreszeitlich verordneten Freuden!
Annonce: „Vermögendes Scheidungsopfer mit drei problemlosen Prachtkindern sucht Teilnahme."Woran? .Wozu?Aber Frage Nummer eins: Wie fabriziert man problemlose Prachtkinder? Für diesbezüglich einschlägige Tips tausche ich gerne mein Sorgenpinkelrezept! Leider gibt das „Opfer" sein Geschlecht nicht an. Vielleicht sind deshalb die Produkte so problemlos?Auffällig, daß in Partneranzeigen hauptsächlich Schlanke gesucht, Vollschlanke angeboten werden. Letztere scheinen dafür, vermutlich proportional zur Konfektionsgröße, allesamt weite Herzen zu besitzen.Haben knackige
Jetzt beginnt wieder mein aussichtsloses Plädoyer für ein Dreiecksmodell.Beim Christbaum, meine ich.Seit jeher habe ich einen Hang zu dieser raumsparenden Variante gehabt.So eine prachtvolle Rundumtanne verstellt mir nämlich zwei heilige Wochen lang den Zugang zum Kasten, jedes Öffnen der dritten bis fünften Schublade versetzt mir einen - in finnischen Saunen zweifellos willkommenen - Wichser. Meine ganze Liebe gilt den Unscheinbaren, vielleicht sogar ein bißchen Verwachsenen.Ausschußware, drittklassig, urteilt der Forstbeamte. Ich sehe die harzige Träne am buckligen Stämmchen und
Mich würde interessieren, wie das in anderen Familien ist. Bei uns tobt, wie vermutlich überall, von Zeit zu Zeit der Sturm des Generationskonflikts. Die (Wort-)Fetzen fliegen, die Eier sind siebenmal gescheiter als die reaktionäre, verständnislose Henne und jeder Analytiker hätte seine helle Freude an den Paradebeispielen zum Vater/Sohn-Konflikt. Doch jedes Jahr während derWeihnachtsvorbereitungen ändern sich schlagartig die Fronten!Dem elterlichen Wunsch, die Feiertage eventuell woanders zu verbringen, begegnet die Brut mit „nicht einmal ignorieren“ und der sanfte Vorschlag,
Kennen Sie das: Trotz des über den Kopf gezogenen Polsters die Pflicht ticken hören. Zwischen den einzelnen Zeitansagen immer wieder einnicken. Oder umgekehrt: noch schlafen und auf die Zeitansagen mit Solarplexuskrämpfen reagieren. Der betont forsche See-lentröstertonfall des 03-Weckers verursacht mir die erste Übelkeit des Tages. Oder kommt sie vom niederen Blutdruck? Oder woher sonst?. Langsam Zehen und Vorderfuß auf- und abwippen. Dabei nur ja nicht an Ilse Puck denken. Da wäre es nämlich schon zu spät.Den kommenden Tagesablauf im Geiste abrollen lassen. Sofern dieser schon
Neulich las ich vor dem Ein -schlafen in der Zeitung über die Wallfahrt einer Gruppe von Zahnärzten zu einem der heiligen Apollonia geweihten Ort.Auf einmal fühlte ich mich um Jahrzehnte in einen Abend aus der Kindheit zurückversetzt. Als wäre es gestern gewesen: die schweren, eichernen Schlafzimmerkästen mit den ziselierten Messingbeschlägen, an den Schlüsseln baumeln goldgelbe Chenillequasten. Das Nachtkästchen mit der Marmorplatte und ich selbst im mächtigen, hohen Bett, zwischen gewaltigen Kopf- und Fußenden unter der Tuchent bei NachtgebetHeilige Cacilia, laß mich schön
Jetzt trudeln sie wieder ein, die verheißungsvollen Prospekte, die die Wahl zur Qual werden lassen: Kalte Platten, Ikebana oder der Dampfkesselwärterlehrgang?Die Möglichkeit der Weiterbildung in Gesellschaft Gleichgesinnter und nicht zuletzt die unglaubliche Verjüngung, die einen im Augenblick des Betretens eines Klassenzimmers überkommt, faszinieren mich jeden Herbst. Eine Art Verschülerungsprozeß findet statt, mit allen Merkmalen einer Regression um Jahrzehnte! Es wird gekichert und getuschelt, heimlich vom Nachbarn abgeschrieben und geschwätzt, was das Mundwerk und der Kursleiter
In den Auslagen der Buchhandlungen und Papierläden haben Geo-Dreieck, Quartheft und Schulbuch die bunten Reiseführer und Landkarten des Sommers abgelöstBeim Aussuchen der Schultasche für den Erstkläßler wurde die Geduld von Patentanten und Onkeln oft arg strapaziert Sollte nun dem Alf oder einem Garfieldmodell der Vorzug gegeben werden? Oder gar etwas mit ein bißchen Glitzer?Ich denke weit zurück an einen grauen Ölpapiertornister mit herausbaumelndem Schwämmchen und kann plötzlich nicht mehr mitreden. So etwas fehlt im Sortiment von heute...Die Mütter oder Omis haben die
Ähnliches durch Ahnliches heilen. Sommerhitze durch Sommerschlußverkaufshitze steigern So stürze ich mich also wieder, zum Schrecken der Familie, ins Getü-mel. Wühle in Badebekleidung zweifelhafter Paßform, zerre das Hinterste zuoberst, halte prüfenden Bhckes Modelle vom letzten Stand erst an mich und dann weit weg.Zwischen wogenden Busen der Gastarbeitersfrauen, im Dunstkreis auf- und abschwellender Knoblauchwolken, rühre ich nach den Okkasionell der verflossenen Jahreszeit.Für meinen Mann einen Pyjama, in dem man erst nach der ersten Wäsche Frankenstein beerdigen könnte, für die
Anstelle des jahreszeitlichen gemäßen Kirschenkuchenrezeptes möchten wir Ihnen heute an dieser Stelle, Urlaubsschmankerln vorwegkostend, einige behebte Staurezepte offerierenNatürlich gibt es keine Garantie, daß Sie hundertprozentig auf Ihre Staurechnung kommen, das Befolgen nachstehender Tips erhöht Ihre Chancen jedoch wesentlich.Fahren Sie, wenn alle fahren.Fahren Sie, wo alle fahrenBenützen Sie auch für kurze Strecken die Autobahn und meiden Sie die ortsbekannten „Schlei chwe-gerln“. Man fühlt sich wohler in der Masse - Sie wollen doch live dabei sein, oder?Tanken Sie auf alle
Von allem Unbelebten, das einem im Laufe der Zeit beschäftigt, scheinen Schlüssel eine seltsame Eigendynamik zu entwickeln. Vornehmlich Autoschlüssel…Es fängt damit an, daß sie da nicht mehr sind, wo ich sie Augenblicke zuvor hingelegt habe.Und hört damit auf, daß sie dort sind, wo ich ohne ihre Hilfe nicht mehr hingelange.Dazwischen die ganze Palette menschlicher Gefühlsäußerungen, von devoten Versprechungen an bewährte Überirdische bis zu Kraftausdrücken aus dem Bereiche der Unterwelt.Oder haben Sie noch nie Ihren Wagen sorgfältig abgeschlossen, schnell noch etwas aus dem
Die Frau schiebt das Sparbuch durch den Schalterschhtz. „Ich möchte tausend SchilUng abheben.“Das Fräulein jenseits der Barriere füllt das betreffende Formular aus.„Ihr Losungswort, bitte.“Die Frau sucht imiständlich die Brille aus der Handtasche, fragt „wo denn?“ und malt dann soi-gsam einen Schriftzug an die bezeichnete Stelle.Das Fräulein schütteltbeimBlick auf den Computer leicht den Kopf xmd meint: „Das ist nicht das richtige Losxmgswort. Sie müssen sich geirrt haben.“ Zerreißt den Zettel, schiebt der Frau einen neuen zu.„Das ist nicht der richtige Name? Komisch,
Aus repräsentativem Goldrahmen starrt durchbohrenden BUckes der Paterfamilias, als einziger im Ohrenstuhle thronend, inmitten der ihn ehrfurchtsvoU vun-stehenden Sippe. Pomadescheitel, Goldzwicker, Kaiserbart, Uhrkette, Vatermörder - nach meinerBerechnung muß Urgroßvater 1889 Mitte dreißig gewesen sein. Urmahbar, steif, souverän - höchste Instanz der Großfamilie.Vater 1989:Er hat mit seiner Frau die Schwangerschaftsgymnastik geturnt, bei den Wehen im Kreißsaal mitgepreßt. In seinem Karenzjahr schiebt er den Kinderwagen durch den Park und schüttelt gewissenhaft das Fläsch-chen.Der
Sie haben es nur noch nicht erlebt: ich bin der Traum von einem Beifahrer! Was heißt hier Beifahrer. Kopüot entspräche eher der ungemeinen VieKältigkeit meines Wirkens im Auto vome rechts.Das beginnt beim spitzen Schrei "Paß auf!", wenn eine weit entf em-te Gefahr meine Witterung erreicht und endet mit der lapidaren Feststellung, daß am Ende des Monats die Steuermarke noch immer fehle.Auch leicht legasthenische Züge stehen einem Beifahrer gut an. Auf der Suche nach einer bestimmten Adresse kreischt man im letzten Moment "rechts", der Fahrer reißt das Lenkrad nach Kunstfliegerart herum,
Haben Sie sich schon für Ihr Urlaubsziel entschieden? Vorfreude soll ja bekanntlich die aller schönste sein. Besonders Kluge lassen es daher über dieses Stadium gar nicht hinauskommen und ersparen sich so mancherlei Ärger und Enttäuschung.Nach tagelangem Hamstern und Vergleichen von Reiseprospekten habe ich endlich meinen Traumplatz entdeckt! Es ist UBERORT am Süßwassermeer.Die Sonne brennt dort an dreihundertfünfundsechzig Tagen ins kühle, schattige Tal. In beschaulicher Einsamkeit verschlief die Gegend den Anschluß an die Touristikwelle. Sie bietet dem hektischen Jetsetter, der
Haben Sie heuer schon Ihre Grippe bekommen? Wenn ja, was schreibe ich denn noch?Dann sind Sie nicht nur bereits immun, sondern auch noch in das Heer jener einzureihen, die mit todsicheren Ratschlägen einen bislang leicht Angeschlagenen ganz krank machen.„Nein, da müssen Sie unbedingt das nehmen, was anderes hilft überhaupt nichts!“„Versuchen Sie doch jenes, das hat uns allen nicht genützt.“ „Sind Sie wahnsinnig, sich ins Bett zu legen! Was daraus alles entstehen kann!“Da prasseln die Verschreibungen der ganzen Verwandt- und Bekanntschaft auf mich nieder, nur weil ich aus
Nach dreijähriger Suche hatte ich für die von Vater ererbte Tischlampe beim fünfundzwanzigsten Trödler einen passenden Glasschirm gefunden. „Antik, Gnädigste, das Schönste, was wir je hereinbekamen. Eine Okkasion!“Sie kostete mehr als zwei neue Lampen nachgeahmten Stils. Ich hätte halt nicht sagen sollen, wie sehr ich an dem alten Dinghänge.An meinem Schreibplatz prunkte das alte, neue Stück — nur Licht gab es zu wenig. Aber dem ließ sich ja mit den modernen Doppelluxglühbirnen abhelfen. Ich schraubte ein: es und ich strahlten!Ungefähr zehn Minuten lang. Dann ein sanftes
Ein, zweimal im Jahr nehme ich meinen familienfreien Sonntag. Der liebe Mann taucht mit den Kleinen weg, die Großen ziehen ohnehin ihre eigenen Wege. Oma kurt, also könnte ich...Ja, längst fällige Briefe beantworten, liegengebliebene Wäscheberge flicken, die Zeit, die sonst der Bereitung eines frugalen Sonntagsmahles anheimfällt, zu gründlicher Selbstrestaurierung verwenden.Das alles könnte ich. Und was tue ich?Auf der Suche nach einem Zitat schmökernderweise am Bücherkasten hängenbleiben, ab 13 Uhr halbstündig zum Kühlschrank schleichen, weil mir das Mittagessen abgeht, sinnlos
Wütend werfe ich die Reste der zersplitterten Küchenkrepphalterung zum Müll. Verdammtes Plastikglump! Nie paßt was zusammen: eine Rolle zu lang, die nächste zu kurz.Mein gutmütiger Mann überhört das Gefluche nicht, bastelt etwas aus Holz für alle Größen. Ich strahle.Nicht lange: Das gediegene Handwerksstück läßt sich nicht mehr so einfach mittels Klebeband an die Wand picken. Das muß geschraubt werden, gedübelt und vergipst!Als das Verlängerungskabel für die Bohrmaschine angesteckt wird, überhuscht ein erstes Ahnen von Chaos meine voreilige Freude. Denn: Bohren ist gleich
Gleich nach dem Kriege hatten wir einen Katecheten, der uns die Kunst der Entsagung eindringlich anhand der Not der „armen Negerlein da unten“ lehrte. Wir waren Feuer und Flamme für seinen Vorschlag, von unserem Uberfluß (1946!) Zuckerln abzusparen.Die klebrigen Zeichen guten Willens wurden in einem Schachterl gesammelt und wöchentlich mit mehr oder weniger Sparerstolz dem Herrn Katecheten ge-zeigt. Der kostete hier, lobte dort, und einmal monatlich lieferten wir selig und gläubig unser Opfer ab.Damals war ich ungeheuer eifrig. Jedes Bröckerl Cadbury und jeder Kaugummi, den mir
Den ersten Adventsonntag verbrachten wir sehr stimmungsvoll. Endlich war wieder einmal die %anze Familie vereint, Freunde kamen unerwartet dazu. Die liebevoll hergestellte erste Keksgarnitur fand trotz geringer Geschmacksentfaltung wegen zu kurzer Lagerung reißenden Absatz, vom Kletzenbrot fehlt die Hälfte, und auch der Weihnachtsspeck ist schon angenagt.Alle halfen mir eifrig beim Nüs-seauslösen für den Stollen und aßen dabei fast alle selber auf. Soweit, so gut.Oder doch nicht so gut, denn solche Imponderabilien sind einer der Gründe meines gestörten Verhältnisses zur
Irgendwann im Jahr überkommt meinen lieben Mann der Renovierungsfimmel, meist dann, wenn die Kinder auf dem Lande sind und ich von beschaulichen Zeiten träume. Dann marschieren Leiter und Bohrmaschine auf, nasser Leim klatscht, die Säge kreischt durch Bretter, Leisten, Mark und Bein.Murmeln Sie jetzt bitte nicht den Spruch von der Axt im Haus, die den Zimmermann erspart! Wir haben nie einen Zimmermann gebraucht, wohl aber alleanderen Sparten von Professioni-sten, um unsere diversen Eigen-pfuschs wieder ins rechte Lot bringen zu lassen.Immer um Gleichberechtigung bemüht, versuche ich
Ich kann mich noch gut an ein Fleißbildchen aus der Volksschulzeit erinnern, auf dem ein kleiner Hase namens Bubo unter einem Wegkreuz saß und eine dik-ke Träne um das Heil der Welt vergoß. Damals wurden Ostern für mich zum Hase-Bubo-Fest, und keine noch so künstlerisch wertvolle Auferstehungsdarstellung konnte das kitschige Hasenelend je ganz verdrängen.In diesen Nachkriegs jähren genügte uns das Pilgern von Ostergrab zu Ostergrab, die bunten Glaskugeln übten eine später nie mehr verspürte Faszination aus. Wir färbten die Eier mit Zwiebelschalen, und unsere Tischdekoration
Gasthof Waldfrieden: hier kommt unser Clan bei allen Familienfestlichkeiten und Leichenschmäusen zur vollen Entfaltung — immer eine imponierende Demonstration zum Sprichwort: Freunde kann man sich aussuchen, die Familie nicht.Die Gruppenbildung während des Zusammenwartens dient hauptsächlich dem gegenseitigen Ausrichten. In jahrelanger Beobachtung konnte ich allerdings feststellen, daß das Feierobjektdazu am wenigsten Gelegenheit hat, steht es doch im Mittelpunkt aller Ehrungen. Es kann sich nur trösten: beim nächsten Mal trifft es jemand anderen!Fest- und Menüfolge ist seit
Unter den verschiedenen unerfüllten Jugendträumen blieb auch der vom eigenen Gärtchen auf der Strecke.Mittlerweile weiß ich: macht nichts, macht wirklich nichts, denn rundherum die Nachbarn haben Gärten; schöne, alte, mit vorwiegendem Bestand an Birn-und Frühäpfelbäumen. Und da sie Mitleid mit uns Gartenlosen haben, lassen sie uns freigiebig am Reichtum der Natur teilhaben.Dieser Segen kommt Jahr für Jahr in mehreren Wellen. Derzeit rollen die Birnen und wir führen einen fast aussichtslosen Kampf, denn wir haben fünf birnbäumigeNachbarn, die liebevoll an uns denken.Sie schleppen
Wie romantisch, ihr zeltet mit den Kindern!” Dumme Gans, würge ich hinunter und kann beim besten Willen nichts Romantisches daran finden, daß wir uns zu fünft kein Hotel im teuren Frankreich leisten können. Da wir trotz staatlicher Devisenspar-aufrufe unsere Sprachkenntnisse aufpolieren wollen, fällt der Beschluß: Zigeunersommer.Die generalstabsmäßigen Vorbereitungen zogen sich über Wochen. Mein Mann warf mir vor, wieder einmal auf Zimmer/Küche/Kabinett nicht verzichten zu wollen und schleppte eifrig technisches Schwergewicht von Pumpen, Kanistern, Werkzeug und Fotoausrüstung wie
Herrlich, ein Abteil für mich alleine! Ich zog den Vorhang vor die Tür und das Waggonfenster herunter, legte mein Obst-säckchen in Reichweite und begann, die weißbesöckelten Füße genüßlich auf den gegenüberliegenden Sitz gelagert, zu lesen und zu essen. Ich fühlte mich rundherum wohl.Nach einiger Zeit ließ ein sanftes Summen erkennen, daß sich auch eine Wespe fürs Obst interessierte. Eine Weile beobachtete ich, wie sie meinen Apfelputzen im Abfallbehälter bearbeitete. Eine Zeitlang schaute ich ihr traumverloren zu, schließlich vergaß ich sie über der Lektüre.Zum Verständnis
Jedes Jahr dasselbe: beginnend mit den letzten Apriltagen machen einschlägige Geschäfte Geschäfte in Mutter. Zu eben dieser Zeit lassen auch Mutter wie Schwiegermutter in ganz ähnlich klingenden Kommuniques verlauten, sie brauchten nichts und seien überhaupt an derartigem Blödsinn nicht interessiert.Sollte ich bis dahin noch nicht durch versperrte Kinderkästen, frische Farbspritzer an den Tapeten sowie hastigem Geraschel und Getuschel der eigenen Kleinen alarmiert worden sein, ab sofort ist der posthumen Public Relations-Welle der Dame Jarvis nicht mehr zu entkommen.Es gibt kaum einen
Modisch ausgedrückt: Unsere Familie hat ein besonderes Nahverhältnis zum heiligen Antonius. Im Klartext: Irgendeiner sucht ständig irgendetwas!Diese Suchaktionen finden so häufig statt, daß sich für ihre Abwicklung bereits ein eigenes Ritual herausgebildet hat.Stufe 1 wäre für einen Außenstehenden noch völlig unauffällig. Der „Sucher” fällt nur durch etwas vermehrten Bewegungsdrang und scheinbares Zurechtrücken herumliegender Gegenstände auf; dem besonders gewissenhaften Beobachter dürfte auch ein beginnendes'nervöses Augen-flackern nicht entgehen.Bei Stufe 2 findet eine
Unter wuchtigen Schlägen splittert das Bettgestell. Der Mann reißt die letzten noch im Falz steckenden Zinken mit kräftigem Ruck auseinander und schiebt die Bretter auf die Ladefläche.Die Alte am Fenster gegenüber starrt wie eine Sphinx — nichts im ausgemergelten Greisengesicht bewegt sich als die verkniffenen Mausaugen: die Habseligkeiten der verstorbenen Nachbarin werden ausgemistet. Stück für Stück eines mehr als bescheidenen Lebens wandert durchs Haustor — Wegbegleiter, für die beim letzten Aufbruch kein Bedarf mehr war.Der Aufbruch vor ein paar Wochen: zwei würdevoll
Vom lieben Gott bei der Zuteilung von Musikalität offensichtlich und hörbar übergangen, widerfuhr mir das (Un-)Glück, an eine durch und durch künstlerische Familie zu geraten.Natürlich genoß ich im zarten Backfisch-, pardon Teenageralter den obligaten Klavierunterricht. Doch acht Jahre hinterließen nichts als ein immer stärker werdendes Mitgefühl für den alten Lehrer — wie hat der Ärmste das nur ausgehalten!Jetzt habe ich selber Familie: meinem lieben Mann bedeuten Violinkonzerte besonderen Genuß. Den Sohn zieht von Bach bis Batik alles am Klavier in Bann und Töchterchen
Als neulich meierliche Urlaubsgrüße im Briefkasten steckten, überfielen mich bereits düstere Vorahnungen: die nächsten Dias kommen bestimmt! Werden die Abende länger und die Alibi-Spaziergänge kürzer, fällt früher oder später die freundliche Aufforderung: Kommt doch auf einen gemütlichen Plausch — Ihr habt ja unsere Urlaubsfotos noch nicht gesehen... „Hilfe!", morst dasHirn, und „Ja, gerne, wie interessant!" lüge ich wie all die Jahre bisher.Der Termin ist ausgemacht — daß just an diesem Abend ein Film läuft, den wir beide gern gesehen hätten, empfinden wir als straf
Es fing ganz harmlos an: Milli, 17, sanft, ordentlich und kein bißchen vergammelt, beschließt, sommers einen Sprachkurs im Urlande zu absolvieren. So weit, so gut. Wir dachten an Bilbao, Barcelona, eventuell noch an Madrid — sie an den tiefsten Süden! Natürlich verstand sie es blen-dend, auch Väterchen zu überzeugen: „Weißt Du, nur da unten ist noch alles so ursprünglich ..."Eine stattliche Summe wechselte von unserer Urlaubskasse zu irgendeiner klangvollen Adresse, der Flug wurde gebucht. Wie vom Zielflughafen aus das Kursparadies erreichbar sei, wußte niemand so recht. Man