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Wenn Strafe zahlen zum Vergnügen wird

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Dieses Aus hat mich arg getroffen. Mein Mann, dem weiblich-ästhetisches Denken natürlich völlig fremd ist, verstand mich überhaupt nicht. „Es kann dir doch egal sein, werdeine Strafgelder in Empfang nimmt: ein Politeßchen, einer von der Motorradstreife oder ein ganz gewöhnlicher Schupo." Es ist mir bei weitem nicht egal!

Die Einführung der Straßenkobras hätte meine Zahlungswilligkeit schlagartig um Dimensionen gehoben, ja beflügelt. Bisher zog ich als ertappter Sünder zähneknirschend: „muß der jetzt gerade herschauen..." das Börserl. Vor einer Straßenkobra, Outfit ä la Polizia stradale, wäre das Brandein zu einem Lustakt geraten! Wissen Sie, wie schön die sind?!

Mir ist das Bild, was heißt hier Bild, die Augenweide des Anblicks zweier italienischer Polizisten in Paradeuniform, die in der Mailänder Galleria ihren Auftritt zelebrierten, unauslöschlich in Erinnerung. Das war Opera Grande in schwarz, weiß, rot; goldbestreßt, lackbeschuht, säbelbe-hangen. Das war Grandezza von der Kappe bis zu den Sporen, war Eleganz und Machtdemonstration in einem.

So hätte ich mir unsere Straßenkobras erträumt, zumal der Herr Minister ja vom italienischen Vorbild sprach.

Ich fürchte, daß die KFZ-Versicherungen das Angebot, solche Schönheit finanzieren zu dürfen, viel zu wenig überlegt haben. Abgesehen von der Unfallverhütung gäbe es bestimmt eine Anzahl kunstsinniger Damen, die ab und zu freiwillig ein Sperrlinierl überführe, ein Stadthupferl riskierte, nur um in den Genuß Oer Betreuung durch solche Pracht zu kommen. Es wäre eine neue Art des Kunstsponsoring.

Um der Gleichberechtigung Genüge zu tun, hätte der Herr Minister der männlichen Crew bestimmt früher oder später Straßenkobressen oder Koberinas zugestellt.

Aber, nein: Aus der Traum vom glücklichen lächelnden Strafmandatezahler. Aus auch der Traum vom sofortigen Erkennen, welchem Verband solche Ästhetik zuzuordnen sei. Ihr Prunk wäre unverkennbar gewesen. Das hätte Frauen wie mir stärkendes Selbstbewußtsein verliehen, ist doch mein staatsbürgerliches Auge dermaßen ungeschult, daß ich beim Anblick gängiger Uniformen nicht zu unterscheiden vermag, ob sie nun die dienstliche Figur eines Landsers, eines Zöllners oder gar eines Samariters bedecken.

Lediglich Postler erkenne ich sicher: die sind blau. Einzig und allein von ethischen Standpunkt geht mir das aus für die „Polizia stradale austriaca" ein: Vater Staat will die Unbot-mäßigkeit seiner Bürger nicht auch noch belohnen.

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