Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Keine Arbeit für Hase?
Wissen Sie, wen ich gestern getroffen habe?
Hase. Ja, Herrn Hase von Ostern. Auch an ihm ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Früher, als die Kinder klein waren, hatten wir ja viel mehr Kontakt gehabt. Im Laufe des Gesprächs ließ der gute, alte Hase durchblicken, daß er sich in letzter Zeit Sorge um seine Beschäftigung mache.
Immer wieder fragte er, ob er denn nicht etwas für uns tun könne. Vielleicht das obligate Frühlingskostüm für mich? Er habe da etwas ganz Apartes in Leinen gesehen. Ich erzählte ihm vom Familienjubiläum, das wir vor zwei Wochen gefeiert hatten und er sah ein, daß ich das neue Gewand zu diesem Anlaß vorwegnehmen mußte.
Aber für den Herrn Gemahl? Es sei doch immer schwer gefallen, ein Gechenk für ihn auszudenken. Er wüßte eine Neueinspielung von Schumanns Frühlingssinfonie auf CD. „Aber Herr Hase, Sie wissen doch, daß meinem Mann auf diesem Gebiet keine Neuheit entgeht. Die hat er sich natürlich sofort, als sie auf den Markt kam, gekauft. Preßfrisch, sozusagen."
Wie es den Kindern gehe, wollte er weiters wissen. Die werden ja auch schon groß geworden sein, seit damals. .. Ob er vielleicht für sie etwas bringen könne? Die neuesten Moun-tainbikes wären in der Schältung jetzt noch viel ausgereifter. Er wäre gern bereit, auch einmal ein bißchen tiefer in die Tasche zu greifen. Oder diese entzückenden, leichten Swinger. Sowas würde der Tochter doch sicher Freude bereiten...
Lansam begann mir Herr Hase leid zu tun. Er war wirklich am laufenden mit seinen Angeboten, aber nicht mit unserer und unserer Kinder Besitzgier. Das neueste Bergradi hatten sie schon der Oma abgeluchst, kaum daß der letzte Schnee geschmolzen war. Und den aprikotfarbenen Swinger für die Tochter zu kaufen, konnte ich selbst nicht widerstehen.
Hase legte enttäuscht die Ohren zurück, seine Barthaare hingen traurig herunter, seine Oberlippe zuckte verdächtig. Direkt undankbar kam ich mir vor, all seine gutgemeinten Gaben abzulehnen. Hoppertatschig hatte das früher geheißen: Sei doch nicht so hoppertatschig!
Früher, ja da hatten wir noch über ein paar bunte Zuckereierln im Nest gejubelt. Oder gar über die neuen, weißen Schuhe zumOstersonntag, und wenn sie noch so höllisch drückten!
Hase verlegte sich mit seinen Vorschlägen auf Kulinarisches. Wenigstens einen Korb voll bunter Eier werde er doch vorbeibringen dürfen und ein Sortiment süßer Trüffel-, Nougat- und Liköreierchen? Wie sollte ich ihm beibringen, daß sich heutzutage beinahe jeder kalorienbewußt ernährt und Cholcrestinbomben in Form von Eiem eher einem Attentat als einem Geschenk gleichen?
Danke, meinte ich, uns gehe es einfach zu gut. Aber vielleicht sollte er einmal in Richtung Gries am Brenner oder Traiskirchen hoppeln, da lägen die Dinge meines Wissens noch anders. Wenn er mir eine besondere Freude machen wolle, so genüge der Anblick eines gerade aper gewordenen Sonnenhanges voller Leberblümchen und Heidekraut. Oder er möge noch einmal das unbeschreibliche Gefühl aus der Kindheit herbeizau-bern, wenn beim Gloria des Auferstehungsgottesdienstes die jubelnden Glocken aus Rom zurückkamen...
Wir verabschiedeten uns mit den innigsten Wünschen für ein gesegnetes Fest. Und das gleiche wünsche ich Ihnen!
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!