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Ein Fest für Helmut

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In meiner allernächsten Ver- wandt- und Bekanntschaft le- ben drei Helmute.

Oder heißt der Plural Hellemü- ter? Ist egal.

Es gibt Generationen von Fran- zen, Leos oder Hänschens, die nur mittels Durchnumerierung ausein- andergehalten werden.

Verwechseln ist auch gar nicht das Problem.

Der eine ist unser Versicherungs- vertreter, ein Kärntner, unverkenn- bar an Leistung und Leibesfülle, einfach Lei-Lei. Der nächste mein Schwager, einziger Träger dieses Vornamens in der Familie, also auch keine Schwierigkeit. Der dritte ist mir der allerliebste derer, die hel- len Mutes sind, daher schon vom Status her unverwechselbar.

Das gemeinsame Problem der drei liegt in einer gewissen Frustration, wenn von Namenstagen die Rede ist.

Wir feiern gerne und sind dank- bar für jeden Grund dazu. Also begehen wir im Familien- und Freundeskreis auch die fälligen Namenstage, zumindest mit einem Schulterklopfen; wenn es ausgeht, auch mit einem Schluck auf das Namens tagskind und seinen Patron.

Irgendeiner hat es immer nötig...

Wir wurden alle auf christliche Namen getauft, nachzuschlagen in einem holz- und lederbewährten Buch aus dem Jahre 1850, das mich schon als Kind mit seiner ziselier- ten Schnalle und dem gotischen Druck fasziniert hatte. Wer hier drinnen steht, hat seinen Fürspre- cher schwarz auf weiß, etwas ver- gilbt zwar, aber fix.

Nicht so unsere Helmuts.

Weder in besagtem achthundert- einundsiebzigseitigen Heiligenwäl- zer, noch im Hundertjährigen- oder im Bauernkalender, schon gar nicht in meinem zierlichen Taschenexem- plar existiert ein H. Lediglich so ein windiges Plastikkärtchen eines Kreditinstituts weist den 24. April unseren Hellmütigen zu.

In den anderen Jahresteilern streiten sich um die Gunst dieses Tages ein Georg - vermutlich ein Druckfehler, denn der regiert sonst überall bereits am Vortag -, ein Symphorianus - kennen Sie den? - und die undefinierbare Abkürzung Wnfrd. Letzteres klingt eher nach einer Fahrradmarke und ist am Ende wieder eine dieser unter- schwelligen Werbungen.

Schinagls „Sonderbarer Heili- genkalender" beschreibt für diesen Tag den Dreifachakademiker Fide- lis, der trotz seiner „G'studiertheit" nicht imstande war, seine Gebeine beisammenzuhalten.

Und die lapidare Feststellung eines Landesalmanachs zum 24. April: „Tirols Bevölkerung spricht sich für den Anschluß an Deutsch- land aus (1921)", jagt mir ohnedies sogleich Kälte über den Rücken.

Dann denke ich noch traurig an Anika, Marion, Horst und all die anderen Hascherin, die undank ihrer modischen Namen um ein Festchen geprellt werden.

Aber wenn ich sie mir so anschaue, bin ich sicher, auch sie werden im Laufe der Jahre Heiligenschein und Kalenderplatz erobern.

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