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Digital In Arbeit

Unkosten in Himmelblau

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In Zeiten wirtschaftlicher Rezession heißt es mit Phantasie und innovativen Ideen zur Selbsthilfe zu schreiten. Erstaunlich, mehr als erstaunlich, was manchem dazu alles einfällt.

Letzte Woche steckte das Schreiben eines Verlags samt Zahlschein im Briefkasten. Es wurde diskret daran erinnert, daß ich „vor einiger Zeit das örtliche himmelblaue Telefonbuch er- und mutmaßlich auch behalten habe". Stimmt. Ob der bereits damals beiliegende Zahlschein meiner Aufmerksamkeit entgangen sei, forscht der Schreiber weiter. Des weiteren erklärt er, daß die Herstellung des Himmelblauen mit erheblichen Unkosten verbunden gewesen sei, die durch die darin enthaltene Werbung leider nicht gedeckt worden seien. Ich leide pflichtschuldig mit und lese weiter, daß auch die Porti erheblich zu Buche geschlagen hätten.

„Der damals beigelegte Zahlschein dürfte Ihrer Aufmerksamkeit entgan -gen oder verloren gegangen sein." Zu dumm! „Daher ersuchen wir Sie, Ihren Unkostenbeitrag in Höhe von S 90,- umgehend zu überweisen." Wieso meinen Unkostenbeitrag? Hatte ich Unkosten? Dann müßte ich diese doch schleunigst beim Herausgeber des Himmelblauen einfordern, oder? Im weiteren geht der Schreiber recht versöhnlich mit meinem Versäumnis um und weist freundlich darauf hin, ich könne den ausstehenden Betrag natürlich auch bei jedem Postamt oder Geldinstitut zur Einzahlung bringen.

Natürlich finde ich das nicht. Liebenswürdigerweise läßt er mich noch wissen, ich brauchte dieses Schreiben nicht als Mahnung zu betrachten. Sondern meine Einzahlung als kleines Entgelt seiner für mich geleisteten Arbeit.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals jemanden um etwas Himmelblaues ersucht zu haben. Als rechtmäßiger Besitzer der amtlich postalischen Gelbwälzer kann ich auf das Himmelblaue verzichten. Vielleicht kann ich auf diesem Weg den Herausgeber überzeugen, daß er mir sein „praktisches, handliches" unaufgefordert und ohne meinen Wunsch zukommen ließ. Ich nahm es sogar zum Postamt mit, um es - unaufgefordert - wieder an den Absender zu retour-nieren.

Doch als mir der Postler dafür auch noch Porto aufbrummen wollte, ist meine soziale Ader verdorrt. Da hat der Postler nur milde lächelnd auf den Altpapiercontainer gedeutet.

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