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Wahlzetterlfalten
Unser neuestes Sonntagsvergnügen heißt Wahlzetterlfalten. In Tirol hatten wir Anfang März Gemeinderatswahlen, eine Woche darauf folgte in einigen Orten das spannende Stechen um die Bürgermeisterkette. Kufstein war natürlich mit im Spiel. Die Stadt weiß eben, was sie ihren Bürgern schuldet und ich, warum ich hier so gerne lebe.
Das letzte Wochenende galt dann dem ersten Anlauf um die Wärmestube in der Hofburg. So richtig glücklich hat mich das hauptsächlich gemacht, weil ich, wie jedermannfrau, weiß, es wird nicht der letzte sein.
Doch während der Wochen zuvor: soviele durchgestylte öffentliche Herr- und Frauschaften in so kurzer Zeit auf allen Plakatwänden! Verzeihen Sie den Anglizismus, aber diese Perfektion vermag ich österreichisch gar nicht auszudrücken. Meterweise Streicher statt Sheba, Heide Schmidt vertritt die Weißmacher und Robert Jungk anstelle zweier Römerquellemänner! Bei einem Klestil war das linke Auge ausgekratzt, darunter warb dieÖMV.
Interessant ist neben der Wort- vor allem auch die Bildberichterstattung der Printmedien. In der jeweils anderen Presse lächeln die Konkurrenten um eine bis mehrere Schattierungen unvorteilhafter vom Papier. Welches ja bekanntlich geduldig ist.
Wie genußvoll dann der Weg ins Wahllokal! Die Gesichter an solch einem Tag wirken ganz besonders bedeutungsschwer, allenthalben porentiefe Bürgerpflicht. Ein jeder gibt sich zwei Grad seriöser, bei den Funktionären kommt noch eine Null dazu.
Man grüßt. Die Gegner um ein Quentchen freundlicher - Stil muß schließlich sein. Man nickt, man lächelt, ein freundliches Plauscherl. Oder war es Smalltalk? Es läßt sich nicht verbergen: Man ist um seine Meinung gefragt!
Etwas ist unverzeihlich: Wie konnte ich die Einladung zum Wahlakt des Mister Tyrol (jawohl: mit y!) in Seefeld übersehen? Zwischen den Polit-spektakeln so eine ölige Muskelkür wäre doch das Wahlvergnügen zur Potenz gewesen! Frau wird eben alt.
Warum wählen wir denn überhaupt? Hinterher haben doch ohnehin immer alle gewonnen. Am meisten die Druk-kereien.
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