Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Wie geht es ihnen?
Es gibt schon ein paar Leute, bei deren Auftauchen ich versuche, unauffällig aber schnell, die Straßenseite zu wechseln oder in ein Geschäft zu verschwinden.
Sehr unartig, nicht wahr?
Sowas tut man doch nicht!
Manchmal mißlingt es auch.
„Ja, wie geht es denn? Sind Sie etwa auch krank gewesen, daß man Sie so selten sieht? Stellen Sie sich vor, bei mir hat mein Hausarzt gestern:.."
Nein, ich bin nicht krank gewesen in letzter Zeit. Nur schneller reagiert habe ich, wenn ich die auf mich zusteuernde Passionsgeschichte rechtzeitig bemerkte.
Bei mir brauchte sich niemand nach dem Befinden erkundigen. Die Erziehungsmaxime: Von sich spricht man nicht! hat gründlich gewurzelt.
Daher auch die stereotype, wenn vielleicht auch manchmal etwas zynische Antwort, es gehe mir wesentlich besser als dem Frager. Das ruft entweder Bewunderung, Neid oder Unglauben hervor, je nach dem augenblicklichen Zustand des Gegenübers. Mir erleichtert es, seinen Status quo - innen und ganz innerlich -zu taxieren. Frau wird ja wohl noch neugierig sein dürfen...
Bei Bekanntschaften, die seit der Steinzeit existieren, fällt das leicht. Die Krankengeschichten bis hinauf zum Similaunopi einschließlich der schwiegertigerlichen Nebenlinien gehören zum Standardrepertoire eines jeden Treffens.
Ich weiß, in welchem Kurbad die Frau Gemahlin ihr Zipperlein wackt und wo er währenddessen sein Stroh-witwertum bezwitschern läßt. Ich kenne den letzten HDL-Wert von Herberts Cholesterin und Hertas Hühneraugentropfen.
Viel zeitraubender sind die Neuzugänge. Die von der letzten Vernissage zum Beispiel, wo mir ohnedies aus mehrfachen Gründen Gesichter und Namen nur noch verschwommen gegenwärtig sind. Überdies habe ich ein sehr schlechtes Gedächtnis. Meistens bin ich froh darüber. Was glauben Sie, welche Kapazität von Ganglien da noch der Nutzung harrt!
Peinlich wird es erst, wenn ich Herrn Y zum x-ten Mal mit Z anrede und Frau Meier müllere. Das alles passierte aber nur, weil mir Z von Meiers intimer Therapie erzählte, von der Frau Müller aber nichts wissen dürfe, damit es ja nicht Y erführe.
Und da soll unsereins noch richtig fragen! Ich wollte es mir ohnehin schon längst abgewöhnen. Doch immer wieder fällt mir Parzival ein. Hätte er doch...
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!