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Automädchen

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Gegensätze ziehen sich an, heißt es immer. Die Kleinen lieben die Großen, die Dicken die Dünnen und die Dummen die Gescheiten.

Aber wie ist das mit rassigen Mädchen und rassigen Autos, die sich so innig anziehen, wie jede Autopräsentation beweist. Wo blei- ben da die Gegensätze?

Auf beiden Seiten Rasse, auf bei- den Seiten unübersehbare Kurven, sowohl im Chassis als auch dann unterwegs auf zügiger Fahrt.

Beide setzen dicke Brieftaschen voraus, und beide bedürfen der umsichtigen Pflege.

Sowohl Mädchen als auch Autos werden gern hergezeigt, erwecken gern Neidgefühle und werden je exklusiver desto öfter gewechselt. Wo bleiben die Gegensätze?

Betagte Autos bringt man zum Service, betagte Mädchen auf die Schönheitsfarm, auch da gibts kei- nen Unterschied.

Autos altern, Mädchen auch - und

die Reparaturen werden bei beiden mit der Zeit immer kostspieliger.

Manchmal gibts Karambolagen, wie jeder weiß, auch hier unter- scheiden sich Autos und Mädchen kaum. Bei beiden kittet nur eine saftige Rechnung die ärgsten Schrammen.

Seit neuestem reden einem Autos auch schon entgegen, sanft zwar, aber sehr bestimmt: Die Tür ist nicht geschlossen, das nächste Service ist fällig, haben Sie das Licht abge- dreht?

Wer nur halbwegs Mädchener- fahrung hat, wird bestätigen, auch hier gibts keine Unterschiede - geschweige Gegensätze. Also, ich versteh die Sprichwortwelt nicht mehr, Mädchen und Autos sind doch ein Herz und eine Seele. Demnach alles eher als Gegensätze, und trotz- dem, sie ziehen sich an, wie Licht die sprichwörtlichen Motten.

Entweder taugt das Sprichwort nichts, oder mit der Auto-Mädchen-

Harmonie ist's doch nicht so weit her. Oder, es gibt noch eine geheime dritte Möglichkeit.

Ja, das ist's, ganz einfach, wie alles Wahre. Die Mädchen fliegen gar nicht so auf die Autos, nein, viel mehr auf die monetär-potenten Männer, die mit den Autos, oder auch mit den darauf plazierten Mädchen, liebäugeln, so genau kann man da nie unterscheiden.

Und haben sie einmal einen an der Stange, diese Mädchen, dann lassen sie ihn zappeln, bis ihm die Luft ausgeht. So läßt er sich dann bequem und sicher abschleppen und in die Pfanne haun.

Was dann herauskommt, wissen wir alle: Familienväter mit Fami- lienkutschen und der geheimen Sehnsucht nach einem heißen Schlitten.

C'est la vie, wie der gebrannte Franzose sagt, oder auf gut Deutsch: Automädchen kochen auch nur mit Wasser.

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