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Babenberger

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Dies ist Kultur und BiMung plus Lust und Lachen plus schauspielerische Leistung plus gekonnte Fernsehtechnik.

Vielleicht werden Historie-Spezialisten stellenweise die Nase rümpfen ob des so leichtfertigen Umgangs mit umstrittenen Fakten, dessen sich diese größte aller österreichischen Fernseh-Eigen-produktionen befleißigt. Dem intellektuell anspruchsvollen Verbraucher, der dem Experiment nicht abgeneigt ist, wird sie einen vergnüglichen Abend bereiten; sie wird aber auch verdaubares Wissen für den Bürger verbreiten.

Klaus Maria Brandauer führt als Leopold alias Heinrich alias Personifizierung aller Babenberger durch das Atelier, in dem Burgen, Schlösser, Throne und Kanzeln frei herumstehen, teils lebensgroß, teils als Attribute für ein riesiges Bodenpuzzle, aus dem die Babenberger au für et ä me-sure ihre Ostmark basteln.

Anachronismus als System — der Computer rattert über Vn-strud, die „knitterfrohe“ Modeschau wird per Mikrophon kommentiert, die diplomatischen Aktivitäten anläßlich der Richard-Löwenherz-Lösegeld-Fragen laufen via Direkttelephon Wien— Rpm—Mainz—London (wobei weltliche und geistliche Würdenträger auf einer Riesenlandkarte thronen). Bei Geiselnahmen sieht man Einblendungen aus „Zeit im Bild“, und der Babenbergerher-zog erscheint bei „Was bin ich“. Verlebendigung der Geschichte — das kann auch so geschehen, daß ein Anthropologieprofessor vor dem Röntgenschirm den Schädel Markgraf Emsts kommentiert — „alle Wunden von vorne“, ein tapferer Recke.

Gewagt, aus dem Klischeebüd des raunzigen Österreichers zwei abendfüllende Filme zu bestreiten; abei*'gelungen. Man zweifelt am Schluß an der Überlegenheit des Wasserklos gegenüber dem Plumpsklo.

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