7078087-1993_25_15.jpg
Digital In Arbeit

Bauchlandung eines Spions

Werbung
Werbung
Werbung

George Taboris „Requiem für einen Spion” beginnt wie ein Reißer. Also vielversprechend. Ein Uralt-Kabrio rollt auf die Bühne. Branko Sama-rovsky und Ursula Höpfner entsteigen ihm und verschwinden. Spätestens, wenn Gert Voss in die Garage kommt, die Karl-Ernst Herrmann auf die Bühne des Akademietheaters gestellt hat, und immer verzweifelter und komischer nach Brian ruft, kündigt sich ein spannender, intelligenter, vielleicht sogar großer Theaterabend an. Bis zum Ende des ersten Bildes steigert sich die Situation ins Absurde, Voss als ausgedienten Spion sollte man sich nicht entgehen lassen. Dann und wann blitzen echte Tabori-Pointen auf. Über die Antwort des alten Geheimdienstlers Murdoch auf die Frage „Hat man Sie nicht gefoltert?” kann man sich noch lange freuen: „Ich habe einen englischen Paß.”

Vergessen wir also Teil zwei und drei. Der Sinkflug des Stücks ist steil, die Bruchlandung hart. Die Spannung ist in dem Moment dahin, wo Tabori die Kurve in die vertrauten Geleise kratzt und wieder einmal psychoanalytisch wird, notabene auf eine Weise, an der Freud wenig Freud hätte. Wenn endlich erkennbar wird, daß wir nie erfahren werden, ob Zucker Maggie verraten hat, wollen es nur noch wenige wissen, denn selbst Voss gewinnt dann dem Klischee nur noch wenig Leben ab.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung