In Christian Schölnast hat nun auch die Süd- und Oststeiermark einen gewissenhaften und begabten Schilderer des noch einfachen alten bäuerlichen Lebens und Arbeitens der letzten hundert Jahre gefunden. Sein Buch ist eine wertvolle volkskundliche Beschreibung des einstigen ländlichen Bauens, Wohnens, Heimwerkens und des bodenständigen Brauchtums.
Viel Wissenswertes, das längst vergessen war, erfahren wir hier aus erster Hand, denn Christian Schölnast ist nicht nur gebürtiger Ost-steiermärker, sondern verbrachte dort bereits sein ganzes Leben; in jungen Jahren als Störschuster und später als Wanderimker (Lehrer für Bienenzucht) das ihm den ständigen, engen Kontakt mit der Bevölkerung sicherte.
Da er auch Erzählungen und Erinnerungen seiner Mutter und seiner Großeltern, die als Winzer noch bei einem gräflichen Gut bedienstet waren, in seinen Berichten verarbeitete, reichen die gebotenen Informationen bis in die Zeit um 1860 zurück: in eine Vergangenheit wo der Bauer noch Selbstversorger und nur auf seinen eigenen Bedarf ausgerichtet wirtschaftete, sein Haus samt Nebengebäuden aus Satzmauerwerk, Holz und Stroh baute, mit Werkzeugen die er sich selbst herstellte, alterprobten Arbeitsmethoden frönte und lückenlos altüberlieferte Bauernregel, Sitten und Gebräuche beherzigte.
Immer erweist sich der Autor als exzellenter Beobachter. Gewiß werden seine Ausführungen über die unkomplizierte, einfache Lebensweise unserer Altvorderen mithelfen, der heutigen übertriebenen Technisierung, der fortschreitenden Verstädterung und ökologischen Vermarktung unserer Heimat entgegenzuwirken und so manchen von uns zum Umdenken anspornen.
WIE UNSERE ALTVORDEREN LEBTEN. Von Christian Schölnast. Mit einem Vorwort von Hanns Koren. Verlag Styria, Graz 1980, 143 Seiten, 32 Zeichnungen von H. Hauke, gebunden öS 248,-
