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Bauherren im Zeitgeist

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Mit einem Paukenschlag eröffnete Paul Twaroch als Gastgeber und blendender _ Moderator das vom Bautenministerium, der Akademie der bildenden Künste, der Hochschule für angewandte Kunst und dem ORF gemeinsam veranstaltete Symposion: Prinz Eugen, der Bauherr, Lukas von Hildebrandt, der Architekt, und als Produkt dieser glücklichen Symbiose das Obere Belvedere — eine atemberaubende Ziel Vorstellung! — Könnten ähnliche Symbiosen unter heutigen, vollkommen geänderten Voraussetzungen Wirklichkeit werden?

Das kann vorweggenommen werden - Anlaß zu Hoffnung besteht. Wie ein frischer Wind in einer von Grautönen verhängten Architekturlandschaft wirkte diese Veranstaltung. Vereinzelte Aufhellungen ermöglichten Durchblicke auf eine langsam erwachende neue Baugesinnung. Im ersten Teil des Symposions demonstrierten bekannte Architekten wie Othmar Barth, Wilhelm Holzbauer, Günther Domenig, Rob Krier und Gustav Peichl überzeugend, daß es, wenn auch nur sehr vereinzelt, diese Symbiose zwischen Bauherren und Architekten auch heute gibt.

Daß Gustav Peichl mit seiner Formulierung von zehn Wünschen an Bauherren nahe an utopische Grenzen vorstieß, zeigte sich kurz darauf. Der Hamburger Kulturpublizist Manfred Sack setzte die Kulturaufgabe des Bauens mit der Kultiviertheit der Bauherren gleich. Dies entschuldige allerdings nicht, daß es auch unter den Architekten viele Dummköpfe gebe. Einen Ausweg sehe er in vertieften Kenntnissen, in einer Anhebung des Bildungsniveaus.

Gerd Bacher präzisierte hart und mitleidlos: Es sei Architektur wohl ohne Architekten denkbar, nicht aber ohne Bauherren. Sie seien sozusagen die Zentralfiguren, der Zeitgeist schlechthin. Ein übler Zeitgeist zeitige üble Bauherren.

Erstaunlicherweise bestätigten die Minister-Referenten Oscar Schneider (BRD) und Heinrich Ubleis vollinhaltlich diese Feststellung. Einen Höhepunkt des Symposions bildete zweifellos das Bekenntnis von Heinrich Ubleis - „quasi in der Höhle des Löwen“: Erstens sei Bauen Zeitgeschichte, zweitens müßten Bauherren Impulse und Maßstäbe setzen, und schließlich brauche öffentliches Bauen die „Besten“. Ein neues Vergabesystem soll dabei helfen.

In einer dritten Runde diskutierten Bacher, Sack, Schneider und Ubleis mit den Landespolitikern Fritz Hofmann (Wien), Wolfgang Radlegger (Salzburg) und Bernd Schilcher (Graz). Es ging um viele noch ungeklärte Detailprobleme: Wie kann das leidige Problem „Kunst am Bau“ gelöst werden? Wie ist es möglich, den Hemmschuh Bürokratie zu reduzieren? Wie kann Baukultur eine breite Basis finden?

Den positiven Eindruck des Symposions faßte ein Teilnehmer zusammen: „Wie der Eintritt in ein neues Perikleisches Zeitalter!“

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