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Befreit Fidel Castro nach Angola auch Belize?

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Die Erklärung des kubanischen Botschafters Alarcön de Quezada in der Generalversammlung der UN, derzufolge Kuba bereit sei, die Unabhängigkeit von Belize „in ähnlicher Weise zu erkämpfen wie jene Angolas“, deutet auf das Entstehen eines neuen Krisenherdes in Mittelamerika hin.

England hat vor zehn Jahren Bri-tisch-Honduras (nunmehr Belize) Autonomie gewährt und sich wiederholt bereit erklärt, dem Lande die völlige Unabhängigkeit zu geben, sobald die Bevölkerung imstande sei, sie im Rahmen ihres Selbstbestimmungsrechtes auszuüben. Das Hindernis besteht darin, daß das benachbarte Guatemala seit jeher Ansprüche auf den Besitz von Belize erhebt. Zwar hat die Zone von Belize niemals zu Guatemala gehört, aber im Jahre 1821 erklärte die „Capitania General de Guatemala“ sich als „Zentral-Amerikanische Republik“ für unabhängig und erbte damit nach Ansicht der Guatemalteken alle Gebiete, die in der Kolonialzeit jener spanischen „Capitania“ unterstanden, zu der auch Belize gehörte.

Nach jahrelangen Diskussionen schien im vorigen Jahre wieder die Invasion von Belize durch Guatemala bevorzustehen. Die englische Regierung entsandte ein Kriegsschiff, Flugzeuge und Truppen. Der Präsident von Guatemala, Kjell Laugerud, erklärte: „Guatemala beruft sich auf das Recht, England auf den Knüppel.“ Er drohte, alle amerikanischen Staaten zur Hilfeleistung gegen einen extrakontinentalen Angriff nach dem Interamerikanischen Verteidigungs-pakt von Rio („TIAR“) aufzurufen. Der „starke Mann“ von El Salvador, Oberst Arturo Molina, meinte dazu: „Die Armeen ganz Mittelamerikas sind in Alarmbereitschaft.“

Diplomaten dieser Zone haben auf der letzten Generalversammlung der UN das Problem wieder aufgerollt.

Der englische Delegierte bestritt die historischen Rechte von Guatemala und verlangte die völlige Unabhängigkeit für Belize. Er berief sich hie-bei auch auf die Beschlüsse der Konferenz der Commonwealth-Premierminister in Jamaica und der Außenminister-Konferenz der Blockfreien Staaten in Lima. Die zuständige UN-Kommission hat indessen die „englisch-kubanische These“ bezüglich der Unabhängigkeit von Belize akzeptiert. Während der diesjährigen Generalversammlung sind Diplomaten aus Belize unter Vermittlung Jamaicas und anderer karibischer Länder aktiv geworden. Abgesehen davon, daß Guatemala vehement auf der Einverleibung Belizes besteht, hat der neue Präsident von Mexiko, Jose Lopez Portillo, erklärt, daß auch Mexiko historisch begründete Gebietsansprüche auf Belize erhebe, dabei aber auf friedliche Verhandlungen bestehe.

In dieser Situation ergibt das kubanische Angebot, Belize nach dem Muster von Angola zu „befreien“, ein politisches Kreuzworträtsel. Vorläufig muß nämlich England Belize verteidigen. Eine Auseinandersetzung mit Kuba wäre jedoch sinnlos, weil beide Mächte in diesem Fall an demselben Strang ziehen. Es kann auch zur Zeit keinerlei „Befreiungs kämpf er“ in Belize geben; denn England will das Land ja räumen und Guatemala hat es nicht besetzt,

Der Adressat der kubanischen Intervention könnte nur Guatemala oder Mexiko sein, weil beide die Souveränität über Beliie beanspruchen, also das Land in dem Augen blick bedrohen, in dem es von England geräumt wird. Die Hilfe Kubas müßte sich im Augenblick auf die Drohung mit militärischer Intervention beschränken, falls guatemalte kische Truppen in Belize einfielen.

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