Benachteiligungen

Hohes Haus, es geht nicht mehr länger an, daß eine Bevölkerungsgruppe, die mir besonders am Herzen liegt, und der auch ich mich zuzähle, noch länger benachteiligt wird. Ich meine damit eine Gruppe von Menschen, die jeden Tag mehr wird und das nicht nur zahlenmäßig. Ich meine die Vollschlanken oder auch die sogenannten Dicken, wie sie der Volksmund gern nennt.

Hohes Haus, ein korpulenter Mensch trägt an seinem Gewicht schon genug, ich spreche aus eigener Erfahrung, es ist daher unzumutbar, daß er auch noch zum Beispiel seinen kulinarischen Mehraufwand ohne Abstriche selbst finanzieren muß. Auch Sesseln, Liegen, Campingstühle und sonstige Sitz- und Liegegeräte unterliegen einem größeren Verschleiß. Warum kann er seinen Mehrbedarf nicht von der Steuer abschreibenPÄhnlich verhält es sich mit Fahrrädern, Mopeds und Nicht unerwähnt möchte ich den flächenmaßig höheren Textilbedarf lassen, Schuhe eingeschlossen. Wie kommt ein etwas übergewichtiger Mensch dazu, durch die Maschen der Konfektionskleidung zu fallen und permanent auf die kostspielige Gilde der Maßschneider ausweichen zu müssen? Wer kann sich das leisten, ohne an die Armutsgrenze abzurutschen? Ein Korpulenzabschreibungspauschale könnte das Problem mit einem Schlag lösen und würde damit eine drückende Last von einer ohnehin schon sehr belasteten Bevölkerungsgruppe nehmen.

Hohes Haus, wissen Sie, daß sich Versicherungen erdreisten, unsere korpulenten Mitbürger zur Preisgabe ihres Intimsten zu zwingen, nämlich ihres Gewichtes, indem sie ihn auf die Waage zwingen, wenn er eine Kranken- oder Lebensversicherung abschließen will? Diese unwürdige Vorgangsweise spottet jeder Beschreibung. Mein Gewicht gehört mir und nicht in die Formulare kühl berechnender Versicherungsgesellschaften, die auch noch Kapital aus unseren zusätzlichen Kilos schlagen wollen.

Hohes Haus, haben Sie ein Herz für die Korpulenten, lassen wir sie nicht moralisch und finanziell im Regen stehen. Sie müssen unter spöttischen Blicken und Bemerkungen ohnehin schon genug leiden. Außerdem tragen sie schon genug an der Last ihrer überzähligen Kilos.

Hohes Haus, auch die Dicken gehören zu den Wählern, und sie werden täglich mehr. Sie haben Ihre Vertreter überall sitzen, in der Politik genauso wie in der Kirche, in der Schule ebenso wie in der Indu-strie!Unterschätzen Sie die Schlagkraft und Gewichtigkeit der Vollschlanken nicht. Wenn sie wo hintreten bleibt kein Auge trocken. Warten Sie nicht, bis uns die Lawine überrollt.