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Bernhards Vorbild

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Caroline Markoline schrieb ein schmales Bandchen uber einen Vergessenen, dem aus drei Grunden eine Sonderstellung in der Masse literaturwissenschaftlicher Sekundärliteratur sicher ist. Erstens gelang es ihr, aus dem spärlichen Nachlaß brieflicher Selbstzeugnisse von Johannes Freumbichler, den das Salzburger Literaturarchiv verwahrt, das exemplarische Psychogramm des sich und seine Familie seinem Werk aufopfernden, allen Mißerfolgen zum Trotz verbissen weiterarbeitenden literarischen Einzelgängers zu kondensieren. Zweitens öffnet sie einen neuen Weg, einen bedeutenden lebenden Autor besser zu verstehen, nämlich Thomas Bernhard. Johannes Freumbichler war sein Großvater und der Mensch, der die größte Bedeutung für seine Entwicklung hatte. Drittens ist ihr Buch aber auch von Bedeutung für jeden, der sich für die geheimnisvollen Pfade interessiert, auf denen Interessen, Obsessionen, „Mentalität“ von einer Generation an die nächste weitergereicht werden.

In einem reizvollen Kontrast zur Sachlichkeit, Nüchternheit und Knappheit der Salzburger Historikerin und Germanistin stehen die auf den linken Seiten des Buches abgedruckten Texte von Thomas Bernhard, in dessen Leben und Werk so viel von der Rigorosität des Großvaters, seinen Gefährdungen, aber auch von der Ambivalenz Menschen und Gesellschaft gegenüber wiederzuerkennen ist.

DIE GROSSVÄTER SIND DIE LEHRER. Johannes Freumbichler und sein Enkel Thomas Bernhard. Von Caroline Markolin. Otto Müller Verlag, Salzburg 1988. 174 Seiten, Fotos, Ln., öS 168,-.

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