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Bewältigung der Geschichte

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Es ist nicht leicht, als slowenischer Autor im deutschen Sprachgebiet Fuß zu fassen. Besonders schwierig ist es aber, als slowenischer Dramatiker das Interesse in der Welt zu erlangen.

Darum ist es sehr zu begrüßen, daß beim Wieser Verlag in Klagenfurt unter dem Titel „Drei Dramen" eine gelungene Anthologie mit den Werken von drei bekannten zeitgenössischen slowenischen Autoren erschienen ist.

Dusan Jovanovic" ist der Autor des intimen Spiels für vier Schauspieler, das den Blick in die verlogene bürgerlich-bolschewistische Gesellschaft im ehemaligen „sozialistischen" Slowenien ermöglicht. Unter dem Titel „Wand, See" zeigt Jovanovic- mit Hilfe der Kombination von Melodrama und Kriminalgeschichte die Szenen aus einer gescheiterten Ehe.

„Die Menschenfresser" des verstorbenen slowenischen Dichters Gregor Strnisa sind eine mit drastischen Mitteln vorgeführte poetische Moritat über die Grausamkeiten des Krieges.

Auch das Stück des ehemaligen Präsidenten des Verbandes der slowenischen Schriftsteller Rudi Seligo ist ein kritisches Abbild der nihilistischen Dimensionen der sogenannten revolutionären Idee. 1

Das Drama „Anna" spielt in den dreißiger Jahren in Moskau und in einem sibirischen Gulag, wo die Revolution die eigenen Kinder vernichtet. Die sachliche, psychologisch motivierte Diktion von Seligo unterscheidet sich aber wesentlich von dämonischer Allegorie eines Untergangs aus der Feder von Strnisa.

DREI DRAMEN (WAND, SEE von Dusan JovanoviC: DIE MENSCHENFRESSER von Gregor StmisJa: ANNA von Rudi Seligo). Aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof und Erik Prunc". Wieser Verlag, Klagenfurt/Salzburg 1990.336 Seiten, öS 178,-.

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