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Beziehungen

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Immer wieder versteht Margueri- te Duras die geheimnisvollen As- pekte von Liebesbeziehungen dar- zustellen, ohne in übliche Klischees von Liebesromanen abzugleiten und ohne den Leser in die peinliche Si- tuation des Indiskreten zu bringen.

Zwei Frauen, ein Mann und ein Kind kommen in eine Stadt, in der ein eifersüchtiger Gatte seine Frau und ihren Geliebten ermordet hat. Eine der beiden Reisenden muß zu- sehen, wie ihr Mann die mitreisen- de Freundin umarmt. Lang ist sie schon aus der seelischen Balance geraten. Alkohol hilft ihr, das Le- ben nach außen mehr oder weniger angepaßt zu leben. Nach dem Schock der Zärtlichkeit zwischen Freundin und Gatten kann sie den flüchtigen Mörder aus der Stadt bringen. In ihren Hoffnungen meint sie, in diesem Mann einen Freund finden zu können. Doch der begeht nach der Befreiung Selbstmord in einem Kornfeld, als müßte er einer von außen gesteuerten Dramatur- giefolgen, die eine Flucht nach einer Untat nicht vorsieht.

Während sich die Handlung klar wiedergeben läßt, versteht Duras jene Unscharfe zu erzeugen, die ei- nen fragen läßt, ist nicht die ganze

Geschichte nur die Ausgeburt eines schlechten Traums oder eines Rau- sches? Der eingeengte Handlungs- spielraum der Personen läßt auch vermuten, die Lust am Bau eines Beziehungspuzzles bewog Duras zu diesem Buch. Für den Leser ist das ein herrliches Vergnügen.

IM SOMMER ABENDS UM HALB ELF. Von Marguerite Duras. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/ Main 1990.218 Seiten, öS 249,60.

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