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Bitte herzigem

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Schön langsam kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der ORF fest davon überzeugt ist: Eigenproduktionen sind Minderheitenprogramme.

Da rafft sich der ORF auf, zur Ungarnkrise einen Spielfilm zu produzieren, und versteckt dann das fertige Produkt hinter Frank Elstners „Wetten, daß... ?“. Hier wären mehrere Fragezeichen angebracht, denn .gefristeter Aufenthalt“ von György Sebestyen hätte sich ein größeres Publikum verdient.

A ber vielleicht hat die Programmverantwortlichen abgeschreckt, daß sich der Spielfilm nicht So leicht in gängige Klischees pressen läßt und die Geschichte der ungarischen Flüchtlinge, die beim ,JHerm Grafen“ nahe der Grenze Aufnahme fanden, nicht vordergründig genug war.

Es scheint schon ein starkes Stück zu sein, einen Film wider die gängigen Geschmackskonventionen zu drehen, in dem Fragen wie Freiheit, Liebe, Tod oder nach Ideologien philosophisch und subtil abgehandelt werden. Hat hier etwa jemand beim Lesen des Drehbuchs Mut bewiesen, der ihn nach Ansicht des fertigen Produktes verlassen hat?

Störte es etwa, daß ein Film über eines der Schlüsselereignisse der Nachkriegsgeschichte Österreichs nicht heroisierend, sondern menschlich mit den Problemen umgeht und sich weigert, Schwarzweiß-Kli-scheeS zu erfüllen? Oder über weite Strecken durch dramaturgische Mittel dem Zuseher die Option zum Nachdenken offenhält?

Sollte das Meinung des ORF sein, dann wäre es angebracht, diese besser zu verstecken. Es werden doch noch ausreichend Filme in der untersten Schublade lagern, um weiße Flecken im Programm zuzupflastern. Für die Zukunft jedenfalls sollte gelten: Wenn schon heimische Filmkost am Programm steht, dann bitte herzeigen, aber wirklich.

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