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Blau - Rotstrümofe

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Die nordischen Länder sind zu einem Mekka aller jener Frauen geworden, die gegen eine von ihnen als unwürdig und beschämend empfundene Rolle in der modernen Gesellschaft protestieren. Gegen soziale und politische Unterdrückung, gegen Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, gegen den Ausschluß von wichtigen Führungsposten in Staat und Gesellschaft, gegen eine vermeintliche oder auch wirkliche Ausbeutung im Rahmen der Familie. Das Sündenregister, das diese Frauen der Männerwelt Vorhalten, ist lang.

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Die nordischen Länder sind zu einem Mekka aller jener Frauen geworden, die gegen eine von ihnen als unwürdig und beschämend empfundene Rolle in der modernen Gesellschaft protestieren. Gegen soziale und politische Unterdrückung, gegen Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, gegen den Ausschluß von wichtigen Führungsposten in Staat und Gesellschaft, gegen eine vermeintliche oder auch wirkliche Ausbeutung im Rahmen der Familie. Das Sündenregister, das diese Frauen der Männerwelt Vorhalten, ist lang.

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Ende August trafen sich wieder einmal radikale Frauengruppen aus einer Reihe der wichtigsten Länder der Welt zu einer internationalen Konferenz. In den USA heißen sie „Womans Liberation“, in Italien, das sehr energische und angriffslustige Vertreterinnen entsandt hatte, nennen sie sich „Fronte Italiano di Libe- razione Feminico“ (FILF), in Frankreich „Movement Liberation Des Femmes“. Die Namen sind verschieden, die Forderungen überall dieselben: Recht auf Schwangerschaftsunterbrechung, Möglichkeit zu schmerzfreien Entbindungen, vermehrte Schaffung von Kinderkrippen und Kindergärten, Entlastung der Hausfrauen von ihren zu zahlreichen Bürden, Bereitstellung von Haushaltshilfen bei Erkrankung der

Frau, Schaffung von Beratungsstellen für gynäkologische Fragen psw., Ebenso wie die dänischen Rotstrümpfe in ihrer Sommerrepublik auf der Insel Femön verweigerten auch die Mitglieder der „Womans Liberation“ in Stockholm Männern den Zutritt. Die Amerikanerinnen lehnten es sogar ab, mit männlichen Journalisten auch nur zu sprechen. Die Mitglieder der holländischen Gruppe, die einen ihrer verdienstvollsten männlichen Mitarbeiter mitgebracht hatte, zeigte sich über diese extreme Einstellung schockiert, glaubt man doch im Lande der Tulpen und Windmühlen, daß man eine Verbesserung der Lage nur durch einen gemeinsamen Kampf erreichen kann.

Vieles an dieser Bewegung ist noch unklar, manches deutet auch eine Gefahr an, in einen Isolationismus neuer Art abzugleiten. Im ganzen genommen aber wäre es verfehlt, dies alles mit Scherzen oder Bagatellisierungen abtun zu wollen. Ist es doch offenbar, daß viele Frauen den vielfachen Verpflichtungen als Mutter, Hausfrau, Mitverdienerin und Sexpartnerin des Mannes ganz einfach nicht mehr gewachsen sind.

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